Willkommen

In deiner Brust die Wunden trüber Stunden,
Auf deiner Stirn das Mal von schlimmen Qualen,
Hast du den hohen Weg zu mir gefunden,
Verstandest du mein einsam großes Strahlen.

Willkommen hier. Und magst du lang verweilen,
In meinen tiefen Gärten Frieden finden,
Ich will dich ganz mit weichen Händen heilen,
Dir Blumen um das wilde Bluten binden.

Und weiße Maienveilchen will ich nehmen,
Daß sie die dunklen müden Augen schützen,
Und sonnengleiche mächt'ge Chrysanthemen
Erwähle ich zu deines Leibes Stützen.

Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
Band 7: Frühwerk
Herausgegeben von Wilhelm Emrich
Hermann Luchterhand Verlag Neuwied am Rhein, Berlin 20 1967

Collection: 
1967

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    Aus: Carl Sternheim...

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