Die am Winterhimmel stehn,
Die im Nahen und im Fernen
Friedlich um einander gehn;
Wie sie kommen, wie sie kreisen,
Nie getrennt und nie vereint,
Wie ihr Weg in festen Gleisen
Ewig vorgezeichnet scheint!
Daß ich so dich lieben lernte,
Immer nah und immer fern,
Du Geliebte, du Entfernte,
Meines Lebens schöner Stern!
Jeden Blick auf dich gerichtet,
All' mein Thun in dir versenkt,
Meine Nacht durch dich gelichtet,
Meinen Lauf nach dir gelenkt!
Doch statt Fixstern und Planeten
Gleicht mein wildes Lieben nur
Einem irrenden Kometen
In der blauen Himmelsflur;
Oder auch dem raschen Blitze,
Der in Wetterwolken naht
Und erlischt in eigner Hitze
Eh' er noch gezündet hat!
Aus: Franz Dingelstedt's Sämmtliche Werke
Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden
Siebenter Band Zweite Abteilung
(Lyrische Dichtungen Erster Band)
Berlin Verlag von Gebrüder Paetel 1877