Von steinerner Terrasse

Von steinerner Terrasse
Blick ich aus Rom herab –
Da liegt es mir zu Füßen:
Halb Siegesthor, halb Grab!

Dieselbe gold’ne Sonne
Verklärt im Niedergeh’n
Des Lebens und des Todes
Gewaltige Trophä’n!

Hier flammt sie in der Kuppel
Sankt Peter’s aus und bricht
Im Strahle der Fontainen
Ihr siebenfarbig Licht!

Dort tilgt sie Schmach und Schande
Hinweg als Königin
Und wirft den eig’nen Purpur
Auf’s Grab des Palatin!

Und Heilige und Kreuze
Und morscher Tempel Zier
Erglänzen, wie zum Hohne,
Gleich warm geküßt von ihr:

Und in die Lüfte zaubert
Sie eine Rosenflur –
Wie schön und grausam lächelst
Du über Rom, Natur!

Collection: 
1892

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Zwei große Menschen schritten diese Pfade
Und oft steh'n Beide jäh mir vor dem Sinn:
Tasso, der Dichterfürst von Gottes Gnade,
Und Friedrich  Nietzsche .......

Leicht neigst du das Haupt und auf ernster Stirne
Thront gebietend dir der Vollendung Höchstes:
Edle Menschenanmuth mit Götterwürde
Machtvoll sich einend!

Seiendes verschmilzt so in deinem Wesen
Mit dem Götterdrang, der von Ewigkeit her
Mystisch sich...

Wie feuerflüssig Sonnenlicht
Fühl ich’s durch’s Herz mir rinnen –
Ich forsche nicht, ich klage nicht,
Will träumen nur und sinnen!

Wie diese Zauberfäden mir
Des Willens Kraft umspinnen,
So eng, so kosig und so wirr –
Da giebt es kein Entrinen...

Wack’rer Mann! Schon früh am Morgen
Öffnet er die Ladenthür,
Räumt, als trüg’ er schwere Sorgen,
Keuchend sein Geräth herfür:
Erst den Dreifuß, dann die Zange,
Ahle, Schusterkneip und Zirn,
Oft auch steht und sinnt er lange,
Oder reibt sich...

Vor uns her
Trottet der Führer: schwatzend
Und wiederkauend, ein kläglich-drolliger Staarmatz,
Den Noth und Hunger Weisheit gelehrt!
Ich aber –
Ich lausch’ ihm nicht: was sollen mir Namen, wo
Das Schicksal riesengroß sich eingezeichnet,
Und...