VIII.

Am frühen Morgen ist mein erstes Sinnen:
Werd' ich wohl heut die Vielgeliebte schauen?
Und schmeichelnd giebt mir Hoffnung das Vertrauen:
Du wirst, du wirst den süssen Lohn gewinnen.

Doch wie die Stunden nach und nach verrinnen,
Fasst Zweifel mich und Furcht und banges Grauen;
Am Fluss, im Walde streif' ich, auf den Auen,
Rastlos umher, als jagten mich Erinnen.

Und wie ein Reh, das vor des Jägers Pfeile
Voll Schrecken flieht und endlich, vor Ermatten,
Getödtet fast, hinsinkt in seiner Höhle:

So kehr' ich Abends, nach vergebner Eile,
In meiner Hütte freudenleere Schatten
Mit müdem Leib und mit zerrissner Seele.

Collection: 
1829

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  • IV.

    Wach' oder träum' ich? Hab' ich Sie gesehen?
    Durft' ich des lang' entbehrten Blicks geniessen?
    Als würd' in Luft das holde Bild zerfliessen,
    So staunt' ich's an, als würd's ein Hauch verwehen.

    Und soll ich noch nicht mein Gefühl gestehen?...

  • Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
    Wenn früh im Ost Aurorens Strahlen blinken;
    Und wenn der Sonne letzte Schimmer sinken,
    Seh' ich's im Duft der Abendröthe wieder.

    Und schwingt die Nacht ihr thauiges Gefieder,
    Dann...

  • II.

    Ihr grünen Hügel, weinbekränzte Höhen,
    Ihr stillen Gründe, kühle Schattenhallen,
    Du dunkler Hain, Wohnsitz der Nachtigallen,
    Wo der Erinnrung Schauer mich umwehen;

    Und du, o schöner Strom, der bald an jähen
    Felswänden rauscht,...

  • Du eilst von Ort zu Ort, von Land zu Lande,
    Nie ruhend hin mit leicht bewegtem Schritte,
    Und denkst vielleicht, nach flücht'ger Wandrer Sitte,
    Nicht mehr des Freunds im fernen Vaterlande.

    Mich aber fesseln hier, am Felsenstrande...

  • Dank dir, freundliche Dryade,
    Die den Wandrer ab vom Pfade
    Lockt' in ihrer Schatten Nacht,
    Dass er in der heil'gen Rinde
    Den geliebten Namen finde,
    Den sie treu für ihn bewacht.