Stillleben

Sie beugt den zarten, schlanken Leib
Mir über's Haupt zum Licht,
Und streckt den Arm, und lispelt: "Bleib!
Dir gilt die Schere nicht!"

So halt' ich still, und sauge gern
Die Lebenswärme ein, -
Wohl flimmert draußen Stern an Stern,
Was kümmert mich ihr Schein?

Die Kerze, die nun heller brennt,
Doch brennt sie nicht wie ich;
Nur wer der Liebe Flammen kennt,
Begreift mein Glück und mich.

In trauter Stube eingeengt,
Von Ihrem Hauch belebt,
Weiß ich es kaum, daß ich gedrängt,
Von Wünschen einst gestrebt!

Gestrebt - nach Ruhm, nach Wirksamkeit,
Nach Glück, - und es nie fand,
Bis es in diese Einsamkeit
Die zarten Blüten wand!

Collection: 
1843

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