Sonett 250

Dort wohnt sie, seufz’ ich, seh’ ich nun Auroren
     Die Rosenstirne neigen zu den Fluthen,
     Und Amor kommt, heißt neu die Wunde bluten,
     Und neu wird dann in mir der Schmerz geboren.
 
Wohl Titon dir, es bringen stets die Horen
     Die Gattinn dir zurück in Rosengluthen.
     Doch wohl weiß ich’s, erst muß mein Herz verbluten,
     Eh’ ich sie wiederseh, die ich verloren.
 
Ihr könnet scheiden ohne bange Klage,
     Am Abend ja pflegt sie zurück zu kommen,
     Den greisen Gatten liebend zu umfassen.

Doch trüb macht meine Nächte, meine Tage
     Sie, die mit sich mein ganzes Herz genommen,
     Und mir von sich den Nahmen nur gelassen.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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