Liebliches Mädchen, ach!
Oeffne das Fensterlein!
Siehe, durch's Blüthendach
Schimmert der Sterne Schein,
Flimmert der Mond herein;
Steige herab!
Wisse, der hellste Stern
Dämmert in bleichem Licht,
Bist du, Geliebte, fern.
Liebchen, drum säume nicht;
Ehe das Herz mir bricht,
Eile herab!
Flehet, ihr Saiten auch!
Klaget mit leisem Klang!
Trage mit sanftem Hauch,
Nächtlicher Minnesang,
Sehnenden Herzens Drang
Zu ihr hinan!
Was oft am lichten Tag,
Liebchen dir unbewußt,
Zagend mein Auge sprach,
Steigt nun mit Liebeslust
Aus der befreiten Brust
Muthig empor.
Willst du mich nicht verstehn,
Freust du der Thränen dich,
Soll ich dich nimmer sehn, -
Tönende Laute, brich!
Sterbendes Auge, sprich:
Liebchen, fahr wohl! (Band 1, S. 69-70)