Was brauch' ich des Mondes, was brauch' ich der Sterne?
Verbergt euch, ihr Lichter der einsamen Nacht!
Erblick' ich am Baume mein Mädchen von ferne,
Begrüßt mich ein Himmel in nahender Pracht;
Und beut sie Willkommen mit freundlichem Laute,
So dünkt's mich, es sprächen die Engel zu mir,
Und was ich in seligen Träumen erschaute,
Ich hab' es gefunden, gefunden in ihr.
Und ladet sie grüßend zu duftigem Flieder,
Zu Mondscheingeflüster mich Glücklichen ein,
In Lenzesentzücken gleich ist es mir wieder,
Als müßte sie selber der Frühling sein.
Es haucht mir ihr Athem, wie Wehen des Lenzen,
Es tönet ihr Wort mir, wie Nachtigalllaut,
Und weint sie vor Freude, wie Blumen dann glänzen
Die Wangen, von Perlen der Liebe bethaut.
Doch streck't sie die Arme mit sehnenden Blicken
Und drückt mich still an die schwellende Brust,
Dann schwindet, was Erd' ist, und Engel entrücken
Zum Himmel empor mich in steigender Lust.
So wirket sie Zauber in heimlichen Stunden
Und weiß es doch nimmer, wie selig sie macht.
Doch Einer, der weiß es und hat es empfunden;
Drum denkt er des Mägdleins bei Tag und bei Nacht.
(Band 1, S. 163-164)