Trost im Sturm

1815

Wie es draußen stürmt und saust,
Tropfen an die Fenster schlagen!
Hat es doch in Winters Tagen
Nimmer, nimmer so gehaust! -

"Warum birgst du dein Gesicht?
Hinter Wolken Sterne blinken,
Und die Wolken werden sinken;
Fasse Muth und zittre nicht!"

Immer lauter pfeift der Sturm,
Immer wilder schlägt der Regen,
Und mit dumpfverwehten Schlägen
Heult's vom fernen Glockenthurm. -

"Mag der Sturm mit wilder Hast
Durch des Forstes Dunkel eilen,
Durch empörte Lüfte heulen,
Halt' ich Liebchen doch umfaßt!

Süßes Liebchen, fasse Muth!
Laß es stürmen, laß es toben!
Wollen guten Meister loben;
Meister meint es treu und gut.

Kennst den Meister holdes Kind?
Kam mit Köcher und mit Bogen
Jüngst die Straße hergezogen,
War auf beiden Augen blind.

Hat den wilden Sturm bewegt,
Läßt die Elemente brausen;
Wenn es stürmt im Forste draußen,
Drinnen Lieb' und Lust sich regt.

Komm an mein beglücktes Herz!
Schließ den Sel'gen in die Arme!
Auf daß Lipp' an Lipp' erwarme
Unter Kuß und frohem Scherz!

Auch da drinnen hat's getobt;
Ist nun Ruhe eingestiegen,
Und die Wolken heimwärts fliegen! -
Guter Meister, sei gelobt!" (Band 1, S. 82-83)

Collection: 
1843

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Nach dem Provenzalischen des Bertrand d'Alamanon

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1815

Wie es draußen stürmt und saust,
Tropfen an die Fenster schlagen!
Hat es doch in Winters Tagen
Nimmer, nimmer so gehaust! -

"Warum birgst du dein Gesicht?
Hinter Wolken Sterne blinken,
Und die...

Freundlich leuchtet Sterngefunkel
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