XIV.
Fürstinne meiner Seelen/
wie kanstu mich doch nur
biß an das Leben quälen/
du schöne Creatur?
Kann denn die Marter meiner Liebes-Pein
durch dich nicht einmal ausgetilget seyn?
Melinde laß dein wancken/
nim die Beständigkeit
mit lieblichen Gedankcken
in deine Sicherheit.
Erzeige meiner angeregten Brunst
des Mundes Kuß/ und deines Hertzens Gunst.
Gib her die Gegen-Liebe/
die du nicht bey dir hast.
Ich finde was ich übe/
an mir halb Lust/ halb Last.
Halb Lust an deiner Augen Gold und Glantz/
halb Last/ dieweil mich wilst tödten gantz.
Verschone meines Lebens/
ich liebe wie ich sol.
Bist du denn gar vergebens
so grosser Schönheit voll?
Umbsonst ists nicht/ daß dir der Götter Rath
so eine Treffligkeit verliehen hat.
Auff dieser gantzen Erden
hat iedes seine Pflicht/
warumb es muste werden.
Du aber/ Schöne/ nicht.
Zum lieben bistu Göttin auserkist/
noch dennoch bleibstu allzeit wie du bist.
Könt ich in dir erwürgen
die grosse Tyranney/
so wolt ich mich verbürgen/
mich bald zumachen frey.
Dann würd ich allzeit/ sondern Angst und Pein/
in deinem Hertzen/ O Melinde/ seyn.
Ich muß mich selbst verfluchen/
daß meine Redlichkeit
dich ie hat wollen suchen
bey solcher trüben Zeit.
Nun aber kan ich nicht zurücke ziehn/
du bist der Strick/ der läst mich nicht entfliehn.
Kom Tod/ ich will dir geben
ein feistes Opffer hin.
Hier ist mein kranckes Leben/
hier ist mein krancker Sinn.
Ihr müden Geister scheidet von mir ab/
ich eile fort von euch ins finstre Grab.
Bedencke dich/ Melinde/
ob ich auch schuldig sey/
um dich mich so geschwinde
der Gruft zu setzen bey.
Bedencke dich/ mein Schatz/ ob diese Noth
nicht sey mein Ruhm und dein gewisser Tod.
Doch gleichwol will ich hoffen/
vielleicht kömt noch der Tag/
bey dem ich angetroffen/
was dieser nicht vermag.
Vielleicht fält auf den dürren Sonnenschein
ein Honigsüsser Thau und Regen ein.