XV.
Chloris meine Wonne/
meiner Augen Sonne/
meines Hertzens Lust/
ist dir nichts bewust/
was vor Angst und Pein
ich von wegen dein
stündlich muß gewärtig seyn?
Soll ich denn verderben
und in Liebe sterben?
Soll mich meine Noth
bringen in den Tod?
Ach! so laß mir zu/
daß die letzte Ruh
ich auf deinen Brüsten thu.
Was in meinem Hertzen
lebet/ das sind Schmertzen
stets mit Angst umringt/
die die Seuffzer zwingt
Tausent da und hier
stellen dich/ O Zier/
meinen armen Augen für.
Wenn der Morgen leuchtet/
und das Gras befeuchtet.
Wenn die Morgenröth
in dem Golde steht.
Wenn der Himmel lacht/
wird mir deine Macht
viel verliebter vorbracht.
Tausent Sterne stehen/
tausent Sterne gehen
vor mir hin und her/
Wenn ich dem Begehr.
Du/ mein Abend-Liecht
nur du/ gönst mir nicht
dein so liebes Angesicht.
Schaue meine Wangen/
wie sie seyn umfangen
mit so grosser Noth.
Ach/ ich bin schon todt!
Meiner Seelen Geist
ist fast allermeist
in sein schwartzes Grab gereist.
Wilstu mich noch retten
von des Todes Ketten/
und noch anderweis
rathen meiner Zeit/
ach/ so komm behend!
Was mich von dir trennt/
wird durch einen Blick gewendt.
Kan ich hier auf Erden
nicht erledigt werden
Meiner grossen Last/
so will ich gefast/
deine Grausamkeit
auch nach dieser Zeit/
stets erzehlen weit und breit.
Nun/ Ade! ich sterbe.
Ob ich auch verderbe/
wie ein Falscher sol/
das bedencke wol.
Chloris/ meine Lust/
die mir war bewust/
dencke/ daß du büssen must.