• Die wen'gen Jahre, die wir leben,
    Die möcht' ich alle, alle Zeit
    Zu deinen Füßen sitzend träumen
    In sel'ger Selbstvergessenheit.

    Denn was du immer zu mir redest,
    Ich werde deines Tons nicht satt.
    Bald dünkt mich jeder Tag verloren,
    Dem nicht dein Aug' geleuchtet hat....

  • In einem Frühlingsstrauße
    Ein kleines weißes Veilchen
    Aus deinen Händen duftet
    Mir durch das ganze Zimmer.

    Es ist verzaubert, denk' ich,
    So sind auch deine Worte;
    Wie könnte sonst die Seele
    Mir stets davon erzittern? (S. 44)
    ...

  • Wunderbar und immer besungne, niemals
    Mit dem Wort ergründete Macht des Eros,
    Alle Dichter sollen, so lang sie leben,
    Eifrig bemüht sein

    Dich zu kennen, dich vor beglückten Menschen
    Laut zu preisen, daß an der Tage letztem
    Auch dein Lob vollendet ertöne tausend-
    stimmigen Einklangs....

  • Heute Morgens gab mir - warum gerade
    Heut! - die kleine Blonde, die stets am Wege
    Auf mich lauert, schelmisch ihr kleines Sträußchen,
    Anfangs verbergend -

    Heute zwischen Rosen und Nelken gab sie
    Mir die Blume brennende Liebe; mitten
    Noch ein Reichthum grünender Knospen, außen
    Farbige Blüten...

  • Du klagst aus deiner Herzenstiefe,
    Kein Wörtchen Liebe,
    Kein Hauch Erhörung leb' in meinem Briefe.

    Ja, unser Beider Leid wird ewig währen.
    So starke Flammen,
    Die mich bedrohn, wie wagt' ich, sie zu nähren? (S. 12)

  • Nicht alle Schmerzen heilt der Schlaf,
    Und nicht so bald wirst du gesund,
    Wenn dich ein Wort zu tödtlich traf
    Aus einem allzu lieben Mund.

    Wie viel ein solches Wort entdeckt
    Und dir erklärt mit einem Mal!
    Wie's dich aus sel'gen Träumen weckt
    Durch eines Blitzes grellen Strahl!...

  • So wie der Gott des Stromes Lauf
    Durch weit entfernte Gauen lenkt,
    Und hält durch ein Gebirg ihn auf,
    Eh' er die freie Bahn ihm schenkt:

    So lenkt er meines Herzens Glut;
    Wer weiß, wann sich das Glück erschließt?
    Und weiß des Stromes rasche Flut,
    Wie bald sie sich ins Meer ergießt?...

  • So kommst du heute nicht? Du willst mir grollen,
    Auch war ich gestern schwerlich zu verstehn.
    Wir können aber nicht, wenn wir auch wollen,
    Jetzt von einander gehn.

    Wir haben schon verlernt, den Ton zu meiden,
    Der offen kund die tiefste Seele giebt -
    Wie könnten wir nun von einander scheiden,...

  • Wie zürnt' ich dir voll Ungestüm und grollte
    Zu jeder Frist,
    Daß ich so theuer nie dir werden sollte,
    Wie du mir bist!

    Doch seit mich heut dein voller Blick getroffen,
    Erschreckt mich's fast,
    Daß du mein Zagen über alles Hoffen
    In lauter Glück verwandelt hast!...

  • Ich fürchte mich vor unsrer großen Liebe!
    O hätte sie, wie Andrer Liebe, Schranken!
    Kein Unglück konnte je mein Herz zerquälen,
    Wie diese furchtgeborenen Gedanken.

    Wie sollen wir mit engen Menschenseelen
    All diesen Jubel, diese Stürme fassen!
    Wir müssen endlich aus zu großer Liebe
    Noch vor...