Aufs Buch gebeugt mein Angesicht,
Mit meinen Augen seh' ich dich nicht,
Ich sehe dich nicht mit Blicken.
Deine Wimper blinkt, dein Lid zuckt fein,
Du atmest aus, du atmest ein,
Ich spüre es mit Entzücken.
Aus: Ernst Lissauer Der inwendige...
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Sprich nichts, nur sei da, bleibe im Zimmer.
Sprich nichts, lies, sitze, wandle zart.
Färbe die Luft mit deiner Gegenwart.
Mische der Lampe Licht mit deinem Schimmer.
Aus: Ernst Lissauer Der inwendige Weg Neue Gedichte
Verlegt bei Eugen Diederichs Jena 1920... -
Ich weiß nicht, wer ich bin.
Ich weiß nur dies allein: ich muß mich beugen
Vor meines Daseins anbefohlnem Sinn,
Ich muß erzeugen
Und muß gebären,
Aus meines Wesens eingebornen Stoffen
Die Welt um Weniges zu vermehren,
Drum stehe ich mit vielen Brunnen offen.
Ich leb' nicht stät in stäter... -
So dicht sind wir vermählt im Leide,
Ein Leib, ein Herz.
Dein Schmerzen schmerzt mein Eingeweide,
Du blutest meinen Schmerz.
Aus: Ernst Lissauer Der inwendige Weg Neue Gedichte
Verlegt bei Eugen Diederichs Jena 1920
(S. 39)
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Der vergangnen Tage sinnen
Ist der Trost getrennter Herzen,
Machet selbst der Trennung Schmerzen
Linder, und die Zeit verrinnen.
Ach! man lernt das Glück erst kennen,
Wenn Erinnrung uns ergreift,
Ungelabt die Lippen brennen,
Ungestillt der Busen schweift:
Doch der Sehnsucht süßes Sinnen... -
Sehnsuchtsvoll, wie im April,
Wenn die Lerche steigt
Und so gränzenlos, so still
Sich das Feld uns zeigt;
Lebensathem uns begrüßt
Sanft die Brust bedrängt
Und die Sehnsucht doch versüßt,
Die uns noch umzwängt:
Nur ein linder Regen fehlt,
Mild ist schon... -
O wie oft, ich muß mir's sagen,
Hab' ich mir mein Glück verscherzt!
Einmal, einmal mußt' ich's wagen,
Und ich hätte dich geherzt.
Rührten gestern nicht die Büsche
Schwellend sich um unsern Gang?
Daß sich Hauch mit Hauch vermische,
Rieth es nicht ihr leiser Drang?
Ach... -
Nicht sag' ich, geh', mich zu vergessen,
Denn du hast nie an mich gedacht,
Ob Lieb', ob Wehmuth mir die Augen nässen,
Du weißt es nicht, du kennst nicht deine Macht.
Der schöne Fels, der Wipfel träget,
Worunter gern die Sonne ruht,
Er steht am Meer, das hohe Wellen schläget,
Und keine zieht... -
Wenn Sie mein Haupt
In ihre Hände drückte,
Mit Blumen schmückte,
Und schmeichelnd, schmeichelnd
Mir durch die Locken glitt:
O wie mir war als trüg' ich
Den ganzen Frühling auf dem Haupt!
Nun mir entschwunden
Der liebe getreue Blick,
Zurück, zurück,
Wie... -
Tropfen himmlischer Auroren
Dem Gemüthe aufgegangen,
Dort am Born des Lichts geboren,
Von der Blüthe heißer Wangen
Dann so sehnend aufgegangen;
Perlen, die die Welt verklären,
Sich vom eignen Glanze nähren;
Ahndungsvolle Regenbogen
Durch die Seele hingezogen
Seid gegrüßt, ihr...