1. German

  • Das Ehrwürdige

    Das Ehrwürdige.
    Ehret ihr immer das Ganze, ich kann nur einzelne achten,
         Immer in Einzelnen nur hab ich das Ganze erblickt.

    Friedrich Schiller

  • Das Ende

    [61] Das Ende.

    Du hast die zarten Liebeskräfte
    im Trugkampf trotzig überspannt.
    Nun sind zerklirrt die stolzen Schäfte,
    zerfetzt das rote Fahnenband.

    5 Einst fand’st du Rosen, süße Spiele
    der Lust, an jedem...

    Klabund

  • Das Faß des Hasses

    Der hass ist bleicher Danaïden fass ·
    Die rache mag mit händen rauhen roten
    Ins leere dunkel schütten ohne lass
    Aus grossen kübeln schweiss und blut der toten.

    5 Geheim durchlöchert böse hand die schlünde ·
    Sie gösse tausendjähriger fleiss nicht voll
    Und wenn auch jedes opfer neu erstünde
    Und neu verblutete vor seinem groll.

    Der hass...

    Charles Baudelaire

  • Das Felsenmeer bei Sundwich

    [77] Das Felsenmeer bei Sundwich.

    Bizarr und seltsam bist du, Felsenmeer,
    Dem Wandrer, der sich dein Gebild betrachtet. –
    Als ob Giganten Fangball hier gespielt,
    Als ob...

    Heinrich Kämpchen

  • Das Fest des Wüstlings

    [89] Das Fest des Wüstlings

    Was stört so schrill die stille Nacht?
    Was sprüht der Lichter Lüstrepracht?
         Das ist das Fest des Wüstlings!

    Was huscht und hascht und weint und lacht?
    5 Was cymbelt gell?...

    Christian Morgenstern

  • Das Fieberspital

    [59] DAS FIEBERSPITAL

    Die bleiche Leinwand in den vielen Betten
    Verschwimmt in kahler Wand im Krankensaal.
    Die Krankheiten alle, dünne Marionetten,
    Spazieren in den Gängen. Eine Zahl

    5 Hat jeder Kranke. Und mit...

    Georg Heym

  • Das Fischermädchen

    [7] Das Fischermädchen.

    Steht auf sand’gem Dünenrücken
         Eine Fischerhütt’ am Strand;
    Abendroth und Netze schmücken
         Wunderlich die Giebelwand.

    5 Drinnen schnurrt das Spinnerädchen,...

    Theodor Fontane

  • Das Flüchtigste

              Das Flüchtigste.

         Tadle nicht der Nachtigallen
    Bald verhallend süßes Lied;
    Sieh wie unter allen, allen
    Lebensfreuden, die gefallen,
    5 Stets zuerst die Schönste flieht.

         Siehe wie im Tanz der Horen
    Lenz und Morgen schnell entweicht;
    Wie die Rose, mit Auroren
    Zart im Silberthau gebohren,
    10 Auch Auroren...

    Johann Gottfried Herder

  • Das Fräulein stand am Meere

    Das Fräulein stand am Meere
    Und seufzte lang und bang,
    Es rührte sie so sehre
    Der Sonnenuntergang.

    5 Mein Fräulein! seyn Sie munter,
    Das ist ein altes Stück;
    Hier vorne geht sie unter
    Und kehrt von hinten zurück.

    Heinrich Heine

  • Das Göttliche

         Edel sey der Mensch,
    Hülfreich und gut!
    Denn das allein
    Unterscheidet ihn,
    5 Von allen Wesen,
    Die wir kennen.

         Heil den unbekannten
    Höhern Wesen,
    Die wir ahnden!
    10 Sein Beyspiel lehr’ uns
    Jene glauben.

         Denn unfühlend
    Ist die Natur:
    Es leuchtet die Sonne
    15 Über Bös’ und Gute,...

    Johann Wolfgang Von Goethe