• [49] Die Wahl.

    Mein Nachbar will, ich soll einmal
    Von seinen Töchtern eine wählen,
    So sehr kann keine Kayserwahl
    Des Reichs erlauchte Fürsten quälen:
    5 Die ein ist blond, die andre braun,
    Und beyde...

  • [160] DIE WAISENKINDER

    Zwanzig grobe Strohhüte gehen
    Zwei und zwei wie Militär.
    Zwanzig schwarze Pelerinchen wehen,
    Als wenn’s zum Begräbnis wär.

    5 Magre Lehrerin voraus,
    Hinten magre...

  • [12] Die Waldbeerfrau.

    Seit Jahren kam stets in der Waldbeerzeit
    Tief aus den Ruhrabergen eine Frau
    Den stundenweiten Weg her bis zu uns.
    An beiden Armen trug sie schwer die Last...

  •      Am Fenster stand die Mutter,
    Im Bette lag der Sohn.
    „Willst du nicht aufstehn, Wilhelm,
    Zu schau’n die Prozession?“ –

    5      „Ich bin so krank, o Mutter,
    Daß ich nicht hör’ und seh’;
    Ich denk’ an das todte Gretchen,
    Da thut das Herz mir weh.“ –

         „Steh’ auf, wir wollen nach Kevlaar,
    10 Nimm Buch und Rosenkranz;
    Die...

  • [55] Die Wanderung.

         Glückselig Suevien, meine Mutter!
    Auch du, der glänzenderen, der Schwester
    Lombarda drüben gleich,
    Von hundert Bächen durchflossen.
    5 Und Bäume genug,...

  •    
              Die Wassernymphe.

         Flattre, flattr’ um deine Quelle,
    Kleine farbige Libelle,
    Zarter Faden, zartbeschwingt.
    Flieg’ auf deinen hellen Flügeln,
    5 Auf der Sonne blauen Spiegeln,
    Bis dein Flug auch niedersinkt.

         Deine längsten Lebenstage,
    Fern der Freude, frei von Plage,
    Hast du, Gute, schon gelebt....

  • [430] DIE WEIDENKÄTZCHEN

    Kätzchen, ihr, der Weide,
    wie aus grauer Seide,
    wie aus grauem Samt!
    O ihr Silberkätzchen,
    5 sagt mir doch, ihr Schätzchen,
    sagt, woher ihr stammt....

  • Einsam in der Waldkapelle,
    Vor dem Bild der Himmelsjungfrau,
    Lag ein frommer, bleicher Knabe
    Demuthsvoll dahingesunken.

    5 O Madonna! laß mich ewig
    Hier auf dieser Schwelle knien,
    Wollest nimmer mich verstoßen
    In die Welt so kalt und sündig.

    O Madonna! sonnig wallen
    10 Deines Hauptes Stralenlocken;
    Süßes Lächeln mild...

  • [19] Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu

    Die Springburn hatte festgemacht
    Am Petersenkai.
    Kuttel Daddeldu jumpte an Land,
    Durch den Freihafen und die...

  •      Die Welt ist so schön und der Himmel so blau,
    Und die Lüfte die wehen so lind und so lau,
    Und die Blumen winken auf blühender Au’,
    Und funkeln und glitzern im Morgenthau,
    5 Und die Menschen jubeln, wohin ich schau’, –
    Und doch möcht’ ich im Grabe liegen,
    Und mich an ein todtes Liebchen schmiegen.