• [12]
    Mittagslandschaft am Ufer der Rhone, nahe bei Genf.

         Strömend rauscht,
         Still umlauscht
    Von des Uferthals Gebüsche,
    Hier des grünen Stromes Frische.

    5...

  • Mondscheingemählde.

         Des Abends stille Feier,
    Die Ruhe der Natur
    Umwebt mit düstrem Schleier,
    Die sanftgekühlte Flur.
    5 Des Waldes Wipfel beben
    Im letzten Sonnenstrahl,
    Und dunkle Schatten schweben
    Stets schwärzer in das Thal.

         Der Schiffer strebt erschrocken
    10 Auf leichtem Kahn daher;
    Der Dörfer dumpfe...

  • [3] Morgengebet.

    Allgüt’ger, der in dieser Nacht,
    Mit mehr als väterlichen Sorgen,
    Durch seinen Engel mich bewacht,
    Im Staub dahin gebückt, dank’ ich dir diesen Morgen.

    5      Es öffne nie mein Auge sich...

  •      O du loses, leidigliebes Mädchen,
    Sag mir an, womit hab’ ich’s verschuldet,
    Daß du mich auf diese Folter spannest,
    Daß du dein gegeben Wort gebrochen?

    5      Drucktest doch so freundlich gestern Abend
    Mir die Hände, lispeltest so lieblich:
    Ja, ich komme, komme gegen Morgen
    Ganz gewiß, mein Freund, auf deine Stube.

         Angelehnet...

  •      Sorglos über die Fläche weg,
    Wo vom kühnsten Wager die Bahn
    Dir nicht vorgegraben du siehst,
    Mache dir selber Bahn!

    5      Stille, Liebchen, mein Herz!
    Kracht’s gleich, bricht’s doch nicht!
    Bricht’s gleich, bricht’s nicht mit dir!

  •      Wie du mir oft, geliebtes Kind,
    Ich weiß nicht wie, so fremde bist,
    Wenn wir im Schwarm der vielen Menschen sind,
    Das schlägt mir alle Freude nieder.
    5 Doch ja, wenn alles still und finster um uns ist,
    Erkenn’ ich dich an deinen Küssen wieder.

  • Nähe des Geliebten.

    Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
          Vom Meere strahlt.
    Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
          In Quellen mahlt.

    5 Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
          Der Staub sich hebt,
    In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
          Der Wandrer bebt.

    Ich höre dich, wenn dort mit...

  • [57]
    Nach dem Tode meines geliebten Bruders.

                    1786.

    „Strahlender Jüngling, woher?„ –
              – Schwester!
    „Bruder du mir? Jüngling im Silbergewand?
         „Ach! dieß...

  • Ich saß, umbraust vom kriegrischen Gewühle,
    Und sann, auf meinen Arm gestützt, dem Spiele
    Des Schicksals und der Menschen nach;
    Da hört’ ich fernen Laut bekannter Stimme.
    5 Es tönte, wie mit Todesboten Grimme,
    Ein Abschiedsruf den Träumer wach.

    Ich hörte Dich; vernahm nun voll Erstaunen,
    Im Schlachtgeklirr, durchs Donnern der Kartaunen,
    ...

  • Nacht und Tag.

    Goldenes, süßes Licht der allerfreuenden Sonne,
         Und du friedlicher Mond, und ihr Gestirne der Nacht,
    Leitet mich sanft mein Leben hindurch, ihr heiligen Lichter,
         Gebt zu Geschäften mir Muth, gebt von Geschäften mir Ruh,
    5 Daß ich unter dem Glanze des Tags mich munter vergesse,
         Aber mich wiederfind’ unter dem Schimmer der...