•      Mit Myrthen und Rosen, lieblich und hold,
    Mit duft’gen Zypressen und Flittergold,
    Möcht’ ich zieren dieß Buch wie ’nen Todtenschrein,
    Und sargen meine Lieder hinein.

    5      O könnt’ ich die Liebe sargen hinzu!
    Auf dem Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh.
    Da blüht es hervor, da pflückt man es ab, –
    Doch mir blüht’s nur, wenn ich selber...

  •      „Mondscheintrunkne Lindenblüthen,
    Sie ergießen ihre Düfte,
    Und von Nachtigallenliedern
    Sind erfüllet Laub und Lüfte.

    5      „Lieblich läßt es sich, Geliebter,
    Unter dieser Linde sitzen,
    Wenn die goldnen Mondeslichter
    Durch des Baumes Blätter blitzen.

         „Sieh dies Lindenblatt! du wirst es
    10 Wie ein Herz gestaltet finden;...

  •      Morgens send’ ich dir die Veilchen,
    Die ich früh im Wald gefunden,
    Und des Abends bring ich Rosen,
    Die ich brach in Dämmrungstunden.

    5      Weißt du was die hübschen Blumen
    Dir Verblümtes sagen möchten?
    Treu seyn sollst du mir am Tage
    Und mich lieben in den Nächten.

  •      Morgens steh ich auf und frage:
    Kommt feins Liebchen heut?
    Abends sink’ ich hin und klage:
    Ausblieb sie auch heut.

    5      In der Nacht mit meinem Kummer
    Lieg ich schlaflos, wach;
    Träumend, wie im halben Schlummer,
    Wandle ich bei Tag.

  • [153]
     Mythologie.

    Ja, Europa ist erlegen –
    Wer kann Ochsen widerstehen?
    Wir verzeihen auch Danäen –
    Sie erlag dem goldnen Regen!

    5 Semele ließ sich verführen –
    Denn sie dachte: eine Wolke...

  • [81]
     Nächtliche Fahrt.

    Es wogt das Meer, aus dem dunkeln Gewölk
    Der Halbmond lugte scheu;
    Und als wir stiegen in den Kahn,
    Wir waren unsrer drei.

    5 Es plätschert’ im Wasser des...

  •      Nacht lag auf meinen Augen,
    Blei lag auf meinem Mund,
    Mit starrem Hirn und Herzen
    Lag ich in Grabesgrund.

    5      Wie lang kann ich nicht sagen,
    Daß ich geschlafen hab’;
    Ich wachte auf und hörte
    Wie’s pochte an mein Grab.

         „Willst du nicht aufstehn, Heinrich?
    10 Der ew’ge Tag bricht an,
    Die Todten sind erstanden,...

  •      Nacht liegt auf den fremden Wegen, –
    Krankes Herz und müde Glieder; –
    Ach, da fließt, wie stiller Segen,
    Süßer Mond, dein Licht hernieder.

    5      Süßer Mond, mit deinen Strahlen
    Scheuchest du das nächt’ge Grauen;
    Es zerrinnen meine Qualen,
    Und die Augen überthauen.

  • Denk ich an Deutschland in der Nacht,
    Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
    Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
    Und meine heißen Thränen fließen.

    5 Die Jahre kommen und vergehn!
    Seit ich die Mutter nicht gesehn,
    Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
    Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

    Mein Sehnen und Verlangen wächst.
    10 Die...

  •      Das Meer hat seine Perlen,
    Der Himmel hat seine Sterne,
    Aber mein Herz, mein Herz,
    Mein Herz hat seine Liebe.

    5      Groß ist das Meer und der Himmel,
    Doch größer ist mein Herz,
    Und schöner als Perlen und Sterne
    Leuchtet und strahlt meine Liebe.

         Du kleines, junges Mädchen,
    10 Komm an mein großes Herz;
    Mein Herz...