[48] Die stumme Schöne.
Als ich die junge Clitia
Schön, wie ein Tag im Frühling, sah,
Rief ich: welch reizendes Gesicht!
O Schade! daß sie doch nicht spricht!
5 Sie sprach, und nun war ich ganz...
[48] Die stumme Schöne.
Als ich die junge Clitia
Schön, wie ein Tag im Frühling, sah,
Rief ich: welch reizendes Gesicht!
O Schade! daß sie doch nicht spricht!
5 Sie sprach, und nun war ich ganz...
Selig, willenlos dahingegeben,
Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
Und die feuchten, vollen Lippen suchen
Leise die meinen.
Aber keine Liebesworte schauern
Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
Leuchten vor Liebe.
Schweigend pressen sich die...
Was schweigt so tief als Grabesstille?
Was ist noch stummer als die Nacht?
Die Lieb' ist's, deren Schmerzensfülle
Der heil'ge Ernst der Pflicht bewacht.
Der Himmel darf in Thränengüssen,
Es darf der Wolken schwüles Heer
In heißen Gluthen überfließen,
Aufseufzen darf das tiefe Meer;...
Ich bin zu starr und kräftig,
Ich bin zu stolz und heftig
Für sanftes Minnespiel.
Laß, den du kennst, nun scheiden,
Willst du denn ewig leiden,
Weil ich dir einst gefiel?
Sie sah nicht auf, sie sagte,
Als ich betrübt sie fragte,
Mir weder Ja noch Nein.
Mein Bildniß,...
Kennst du dies hohe, himmlische Empfinden,
Den Geistergruß aus unsichtbarer Welt?
Die Seligkeit, der alle Gränzen schwinden,
Die Lust, die Menschen neben Götter stellt?
Den süßen Schmerz, das hoffnungsvolle Bangen,
Die still gepflegte, liebgewordne Pein,...
Schweigen fordert Deine Nähe,
Und ich bin ein tändelnd Kind;
Wenn ich Dir ins Auge sehe,
Weiß ich noch, was Schmerzen sind? –
Doch wenn ich Dich nicht mehr sehe,
Wie beredt red' ich zu Dir!
Schlägt mir Wunden Deine Nähe,
Ew'ge Nähe heilt sie mir.
Und ich seh'...