• Im Reif des Morgens fand ich heut
    zwei Veilchen auf den Weg gestreut,
    erfroren, sturmverweht.

    Den ganzen Tag war immerzu
    in mir ein Bangen ohne Ruh,
    ein fragendes Gebet —

    Und leis am Abend kam's heran
    und sah mich stumm und klagend an —
    und schwand — und war verweht —

    Und jäh, in schlummerloser Nacht,
    bin zur Besinnung...

  • Unter Akazien liegt der Zigeuner,
    lacht und fiedelt, ein richtiger Streuner,
    jubelnd und jauchzend zittert sein Lied,
    weil er Schön-Mara im Maisfeld sieht.

        "He, du, Zigeuner, du dreckiger Mann,
        was funkeln so frech deine Augen mich an?
        Mein Schatz ist ein Reiter,
        du packe dich weiter!"
        "Hoh', lacht der Zigeuner,...

  • Es knarrt des Turmes Wetterfahn'
    die alte Melodei.
    Ein Stallknecht fängt zu pfeifen an:
    "Es waren Jungfern drei,
    juhee, juhee,
    ei weh!"

    Du windgezauster Wetterhahn,
    hast du viel Glück gesehn?
    Erzähl, wer fuhr in leichtem Kahn
    einst fort bei Sturmeswehn?
    Juhee, juhee,
    ei weh!

    Sag, altersschwache Wetterfahn',...

  • Heidideldei, heidideldei,
    wie lustig ist's im Monat Mai!
    Die dümmste Gans hat ihren Schatz,
    mich heißen sie den wüsten Fratz.

    Heidideldei, heidideldei,
    wie schön ist, ach, ein Tanz im Mai!
    Im Friedhof liegt der alte Franz,
    den holt man auch nicht mehr zum Tanz.

    Heidideldei, heidideldei,
    mich freut das Leben nicht im Mai!
    ...

  • Was suchst du, Mädel, du lachendes Kind?
    - "Ach, weißt du nicht Hecken, wo Veilchen sind?" -
    Du! Kennst du das Märchen der Märzmondnacht?
    Schon blühen die Veilchen. Nimm dich in acht,
    daß nicht dein Herz, wenn es dürstend erbebt,
    das kalte Märznachtmärchen erlebt!

    Schon frieren die Veilchen, der Mond ist groß -
    da öffnet die Erde den...

  • Die alte Xenja, die lacht so schrill.
    Und fragt dich: " Was macht mein Täubchen Cyrill?
    Der ist in den Krieg gegangen!"

    Die alte Xenja, die lacht so schrill.
    Und winselt: „Mein Söhnchen, mein schöner Cyrill,
    hat dich der Feind gefangen?"

    Die Xenja, die alte, lacht gellend und schrill:
    "Ich weiß es, mein Schelmchen, mein Herzchen Cyrill,...

  • Uebers Dorf hin blinkt der Mond
    aus den Wolkenrissen,
    und ein Mädel jung und blond
    wacht in schwülen Kissen.

    "Lieber Mond, o sag mir's doch,"
    lispelt sie fein leise,
    "liebt der Hans mich treulich noch
    in der alten Weise?"

    Und der Mond am Wolkensaum
    gähnt und wandert weiter.
    Und die Gretel küßt im Traum
    ihren...

  • Was Wunsch heißt und Verlangen, war mir ferne.
    Es schwieg mein Herz. Und meine Sehnsucht schlief.
    Da kam's. Und vier erschrockne Augensterne
    versanken ineinander, heiß und tief.

    Ein banges Staunen und ein wehes Brennen,
    ein Geben, Nehmen — ach, der süße Tausch! -
    Ein selig Zittern, schweigendes Erkennen,
    und aller Menschenfreude schönster...

  • Ein Geigenschluchzen, Jauchzen, Singen
    ein herzverwirrendes Getön!
    Ein leidenschaftlich schwüles Klingen,
    erschreckend fast, und dennoch schön!

    Noch wucherten am Felsgelände
    die wilden Rosen weiß und rot —
    und fühlten schon die Sommerwende
    und fühlten schon den nahen Tod.

    Da war's, als ob die Geigen sängen:
    "Mein Glück, ich rufe...

  • Wir standen stumm uns gegenüber,
    die Augen heiß, der Atem schwer.
    Jäh brannten alle Kerzen trüber.
    Und heitre Menschen um uns her!

    Da nahmst du zitternd meine Hände,
    wir schwiegen, blickten irr im Kreis —
    und wußten wohl: Dies war das Ende!
    Und deine Lippen wurden weiß.