• Den 14. November 1791.

    Ja, sie ist es! Diese schönen Züge,
    Dieser hohen Unschuld sprechend Bild,
    Wie der Gottheit Fülle sanft und mild;
    Dieser Flammenaugen hehrer Blick,
    5 Zöge Todte selbst ans Licht zurück!

         Diese stille nie getrübte Milde,
    Dieser reine treue Engelsinn,
    Schmücken dich, der Schönheit Königinn.
    Nimmer wird...

  • Nimm, o Clara! nimm aus dieser Menge
    Der Bewunderer, in dem Gedränge,
    Der Gefühle, meinen Dank auch an;
    O! ich fühl es innig, du so werthe,
    5 Dass der höchste Beyfall hoch dich ehrte,
    Dass ich dir nur danken – danken kann! –

    Doch, so manche – manche heisse Thräne,
    Die die Wangen einer sanften Schöne,
    Dir nur fliessend, mild hernieder...

  • Schlummre sanft! Um dich, du Engel, müssen
         Himmelspalmen Kühlung wehn;
    Blümchen dir im Quell des Lebens sprießen,
         Und dein Schutzgeist um dich stehn!

    5 Milde Träume lieblich dich umschweben,
         Ach! und deines Dichters fernes Bild
    Dich in nie gewohnter Näh’ umschweben
         In der Dämm’rung Nebel eingehüllt!

    Daß verschleyernd...

  • Jüngst erst fragtest du, ob meinem Herzen
    Näher läge brauner Locken Glanz?
    Ob ich fröhnte blonder Mädchen Scherzen?
    Ob ich beyden wände gleichen Kranz?
    5 Schwer ist hier die Wahl! – Auf Ida’s Höhen,
    Hat schon blind sich Paris fast gesehen;
    Und ich armer später Enkel wär so dreist,
    Noch zu richten über schöner Formen Geist? –

         Doch,...

  • Freund, wie macht es dich so traurig,
    Daß, so oft man dich verkennt? –
    Jeden Ausbruch deiner frohen Laune,
    Mit der Schmähsucht schallenden Posaune
    5 Vorwitz und Satyre nennt! –

    War es nicht das Loos der schönsten Seelen
    Immer sich verkannt zu sehn? –
    Ja, es kann, es kann nicht fehlen,
    Gute Menschen müssen Neider zählen,
    10 Die bey...