•  1797

    Vergieb, Apoll! Ich diene dir nun nicht mehr.
    Ein andrer Gott beherrscht als Gebieter mich.
    Gezwungen zwar, aber dennoch treulich
    Muß ich dem jetzigen Herrn...

  • Vergiss mich nicht,
    O verstoss mich nicht
    Aus deinem leisen Gedenken,
    Die Welt ist so weit –
    Ich bin allein
    Und leb in Feindes Haus
    Und das freundliche Heimchen
    Zirpt nun vor anderer Tür –
    – Vergiss mich nicht –
    O verstoss mich nicht
    Auf immer
    Aus deinem...

  • Sie, sonst von der gleichmässigen Heiterkeit
    Der Strahlend-Gesunden,
    Sie hat seit langer Zeit
    Nicht Ruhe gefunden.
    Eine Stimme hat in ihr Leben geklungen,
    Augen sah sie, schön wie das Licht,
    Nun hört sie Reden der anderen nicht
    Und bleibt von einem Blick bezwungen.
    Wenn auf der Strasse die...

  • Mein Herz ist einfach
    Wie ein Kinderherz
    Verzeih ihm nur und zürne nicht:
    Es kann nicht zweie lieben,
    Nur einen immerzu
    Und – ja – der eine –
    Der bist du! (S. 26)
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  • Einstmal, wenn Sehnsucht nimmer schweigen kann,
    Schleich ich mich nächtlich an dein Lager heran,
    Wenn die Lider
    Wie weisse Falter auf blauen Blüten wiegen,
    Und die Träume auf deinem Denken liegen,
    Wie Steine auf tiefen, tiefen Brunnen
    Dann schleich ich mich an dein Lager ein
    Und halt dein geliebtes Haupt...

  • Wie muss sein Blick in die Augen sinken:
    Wenn er seine Trunkene in den Armen hält!
    Wie muss –, schwer von Glück – ihr Kopf in den Nacken sinken
    Und taumelnd ihr Sein in seinem ertrinken,
    Wenn er den schönen Mund zu ihr herniederbeugt –!
    Sein weicher Bart um Hals und Kinn ihr streicht
    – Blitze der Lust durch alle...

  • Einmal komm ich zu dir
    Und geh die Treppen stolz hinauf,
    Als hätten alle Türen,
    Die zu den Räumen führen
    Mich längst ersehnt
    Und stünden meinem Kommen angelweit . . .
    Als wäre der Lakaien goldbetresste Schar
    Nur immer hier mir harrend zum Geleit gegeben
    Und trete
    Für eine stille...

  • Ich steh an den Balkon gelehnt,
    Es ist so tiefe, tiefe Nacht – – –
    Ich kann nicht ruhn – – –
    So hab ich dich noch nie gesehnt –!
    War ich das Mondlicht doch,
    Das über deinem Körper spielt,
    Und sich an deinem Mund verfängt,
    – In deinem Barte zitternd wühlt,
    Und zart an deinen Händen hängt....

  • Meine Lippen formen deinen Namen,
    Als den Samen aller Glut,
    In dem alles brennende Leben ruht.
    Mein Sehnen formt deine Eigenart –
    (Wie bist du kraftvoll und doch so zart!)
    Mein Blut – will deinen köstlichen Leib
    Nachformen –:
    Denn ich bin ein Weib!! (S...

  • Sie hat in dem Haar einen Rosenkranz,
    Die Füsse gleiten im wiegenden Tanz,
    Sie hat sieben Dolche im Herzen
    Und ist nicht Mutter Marie,
    Sie hat den Liebsten gefragt:
    Hast du kein Glück für mich?
    Da hat er lachend gesagt:
    Sieben Dolche hab ich für dich!
    Und ist auf Reisen gegangen....