• Steh am Fenster, starr der Sonne,
    Der versunknen, brütend nach,
    Über alles ihre Schleier
    Breitet Dämmrung allgemach.

    Grau und gram auch mir zu Sinne,
    Meine Seele ohne Schwung.
    Kehr mich ab, zurück ins Zimmer.
    O da schwebt Erinnerung.

    Steht so schwarz im trüben Dunkel...

  • Auf deiner Lippe sprosst der erste Flaum,
    In deinem Herzen keimt der erste Traum,
    So stehst du scheu und keusch und heilig da,
    Ein holder Knabe noch, ein Jüngling kaum.
    Der Himmel blaut in deinem tiefen Blick
    Und eine Kirche deines Herzens Raum.
    Du hebst entzückt des Lebens Taumelkelch
    Und schlürfst mit...

  • Wie war, da wir zuerst uns trafen,
    Der Himmel sonnenhell und blau,
    Wie duftete die Lebensblume,
    Und wir in ihr zwei Tropfen Tau.

    Nun sehn wir uns nach Jahren wieder,
    Der Himmel trübe, wolkenschwer,
    Nun schäumen wir, zwei Sturmeswellen,
    Im aufgewühlten Lebensmeer....

  • Nicht Liebe ist's, doch was es ist,
    Ich weiss es nicht zu sagen,
    Es hält mich sicher, hebt mich hoch,
    Es ist so leicht zu tragen.

    Ich bin mich selbst so lieblich los,
    Ich bin wie neugeboren,
    Ich hab mich, wie der Fluss ins Meer,
    In dein Gemüt verloren....

  • Verwelkt der Kranz, verblichen,
    Der sie als Braut geschmückt,
    Der Schleier ist zerrissen,
    Das Hochzeitskleid zerdrückt.

    Verschlossen ruht nun alles
    In ihrem Schlafgemach,
    Und wenn sie nächtlich seufzet,
    Vor Leid und Reue wach,

    Dann öffnet sich die Truhe,
    ...

  • Wie lange Kerkerhaft ist Gram,
    Durch Jahre still getragen,
    Das Lachen hat man schnell verlernt
    Und langsam auch das Klagen.

    Ich musste kurzen heil'gen Wahn
    Durch lange Leiden büssen,
    Nun kommt das reine schöne Glück,
    Ich weiss es nicht zu grüssen.

    Ich heb' die Hände...

  • Die Liebe willst du finden?
    So suche sie im Mai,
    Da sitzt auf Blütenbäumen
    Die wunderholde Fei.

    Da flattert allerwegen
    Ihr weiches, grünes Haar,
    Aus jeder Blume lächelt
    Ihr Schelmenaugenpaar.

    Doch soll ich gut dir raten,
    So bleib ihr lieber fern,...

  • Das war der Tod, mit scharfem Schnitte
    Hat er dich jäh von mir getrennt.
    O wäre unser jene Sitte,
    Die mit dem Mann das Weib verbrennt!

    Mir graut, dich in den Sarg zu stecken
    Und in der Erde dunklen Schoss,
    Ich weiss, du willst die Glieder strecken
    Auch noch im Tode fessellos.
    ...

  • Draussen dunkle Kälte, Sturmes-Tosen,
    Drinnen Lachen, neckisches Erbosen,
    Wärme, Lichterglanz, ein Fliehn und Haschen
    In stets wechselnden graziösen Posen.
    Er ein Knabe, frisch und braun und prächtig,
    Sie ein Mädchen, zart wie weisse Rosen.
    Müde endlich, ruhn sie, plaudern leise,
    Ihre Stimmen, ihre...

  • Dich verliess ich, dich verstiess ich,
    Eh ich dich besessen,
    Aber deine Augen kann ich
    Nicht vergessen.

    Greif ich hastig nach dem Becher,
    Jubelfroh zu trinken,
    Seh ich sie im klaren Weine
    Trübe blinken.

    Geh ich irre dunkle Pfade,
    Ebbet, sinkt mein Leben,...