• In des Sommers reifer Lust
    überkam dich Herbst. Du neigtest,
    wissend und doch unbewußt,
    Haupt und Blick. Im Schreiten zeigtest
    du mit ausgestreckter Hand
    auf ein Beet mit hellen Blüten;
    standest plötzlich wie gebannt,
    und mit Worten, die sich mühten,
    sprachst du bittend: "Sing die Weise,...

  • Aber heut ist dies alles nicht mehr!
    Und ich bin bei dir und bin in Frieden.
    Und deine Blicke fragen nie: Woher?
    Und mein Gestern ist von mir so sehr geschieden,
    daß nichts von all dem Grauen zu mir findet.
    Ich bin erblindet
    und ward wieder sehend.
    Um neues Leben flehend,
    kam ich zu deiner...

  • Last ward mir beschieden,
    daß ich lächeln lerne.
    Unrast gab mir Frieden.
    Dunkel gab mir Sterne.

    Sonne geht zur Rüste.
    Abend tritt ins Zimmer.
    Der dich niemals küßte,
    sieh, er küßt dich immer. (S. 46)...

  • Dich preisen in beflügelten Gedichten
    ist Dankes nicht genug, der dir gebührt.
    Ich nahm auf meine Seele hohe Pflichten,
    denn deine Reinheit, Kind, hat mich gerührt.
    Mach, daß ich würdig bleibe meiner Lieder.
    O nimm sie hin! So gibst du mir sie wieder. (S. 47)...

  • Als sie mich fragten, woher ich kam,
    verriet ich keinem, von dir.

    Und als sie mir sagten: "Du glühst wie in Scham!",
    kühlt' ich die Wangen mir.

    Und als sie staunten: "Was macht dich so froh?",
    tat ich dem Lächeln Gewalt.

    Doch als sie raunten: "Was zitterst du so?",
    ...

  • Habt ihr doch auch dieses Antlitz gesehn!
    Und ihr könnt leben, als sei nichts geschehn?

    Fühltet ihr keiner die stürzenden Sphären?
    Gott mußte alle Himmel verheeren,

    eh' er den letzten in Schauer erschuf.
    Höret ihr nicht den unendlichen Ruf?

    Stimme von Anfang. Urworte der Väter...

  • Du brachtest dem der Freude schon Entwöhnten
    dein freudig Wesen dar: ein Gastgeschenk,
    und Macht ward dir gegeben als sein Dank.
    Ein Jahr verging in schönem Sich-Verstehn.
    Rückschauend darf ich uns Erprobte nennen.
    Wie vieles doch geschah in deinem Zeichen!
    Was mich bewegte, ward dir anvertraut,
    fast...

  • Des Rätsels Lösung wirst du niemals finden,
    daß dir allein ein Antlitz göttlich leuchtet
    und dir im Schauen schier die Sinne schwinden,
    indes umnachtet bleibt der Blick der andern,
    die nichts von allem, was du fühlst, empfinden. (S. 50)...

  • Ich trage Tod. Mein Leben brennt.
    Ihr fürchtet meine Feuer.
    Mein Lachen, das ihr gut erkennt,
    ist blutig wie das Firmament,
    wenn Nacht, das Ungeheuer,
    im Niederflug die Welt entflammt.
    Ich trage Tod und ziehe
    von Herz zu Herz. Ich bin verdammt.
    Ich bin die Qual, der ihr entstammt....

  • O du mein Liebstes auf der Welt,
    mög Gott sich mild uns zeigen!
    Gehetzt von Haß, von Schmach umstellt,
    so wurden wir uns eigen.

    Wie war die Nacht so weh und arm,
    als wir uns Liebe klagten!
    Der Herr sich unser doch erbarm
    und aller so Verjagten!...