• 55.

    55.
    Trübe blickt das Leben
    Heut zu mir herein,
    Hat mir nichts zu geben,
    Als Verlust und Pein.

    Habe dich verloren,
    Den so fest ich hielt:
    Glück wird schnell geboren,
    Schneller noch verspielt!

    Blick und Wort und Küssen
    Sind so treu wie Traum /...

  • 56.

    56.
    Muß ich nun schlafen gehn
    Mit meinen Schmerzen,
    Daß deinem Herzen
    Andere näher stehn,

    Will ich auf Liebe
    Nimmermehr bauen,
    Nimmer und nimmermehr
    Schwüren vertrauen.

    Lechztest nach Küssen /
    Lächelst nun müd:
    Sehnen und Müssen...

  • 57.

    57.
    Dies Tal, zu dem ich meine Schmerzen trug,
    Das grünen Trost in müde Augen gab,
    Um wildes Herz den milden Mantel schlug /
    Das sei nun allen Leidens dunkles Grab.

    Auch Weh hat Grenzen! Schrei und Träne sind
    Mir so zerronnen wie das Glück mit dir;
    Hart geht mein Auge nun in Wald und Wind...

  • 58.

    58.
    Nun weiß ich dies: daß Leben Sterben heißt,
    Den Tod vor Augen langsam zu ihm gehen,
    Bis hoch zum Herz in Sorgenmeeren stehen,
    Tief unter Wolken, die kein Glück zerreißt.

    Nur hell ein Geierpaar, das stetig kreist,
    Nur Raubtiergier vor müden Blicken sehen
    Und Not im Sehnen, Finden und...

  • 59.

    59.
    Im Herbsten gibt es starre Stunden,
    Die schauen mich so wissend an,
    Und meine sieben Herzenswunden
    Sind weit vor ihnen aufgetan.

    Und bluten still und ohne Ende
    Und bluten alle Schmerzen aus
    Und weinen weit ins Land hinaus
    Nach wildem Frühling, der ihr Leiden wende....

  • 5.

    5.
    Giocondo wartet, daß ich Liebe bringe /
    Er geht, vom eignen Werte überzeugt,
    Des Tages Gang und wartet ungebeugt.
    Geschenke bringt er oft: Juwelen, Ringe

    Und Tand, wie er wohl früher Frauen brachte.
    Was soll das meiner Jugend? Er ist alt,
    Die gabenvolle Hand so müd und kalt,
    ...

  • 60.

    60.
    Noch flammt der Garten in so buntem Blühen,
    Als läg er tief in süßem Sommerglück,
    Noch hält die Luft viel schwülen Duft zurück,
    Und Sonnenstunden gibt es noch, die glühen.

    Und doch liegt alles wie in Bann gebettet,
    Als sei die Welt im Schrei der Brunst erstarrt,
    Als habe sie ein...

  • 61.

    61.
    Starr und staubig ziehen rings die Straßen
    Durch die graue, tote Landschaft hin,
    So vergrämt, als ob sie ganz vergaßen,
    Daß ich hier in Glück gewandelt bin.

    Ihre einst so blühend bunten Hecken
    Zürnen nun so drohend dornbewehrt:
    Liebe kann nicht mehr ins Grün verstecken
    Kuß um...

  • 62.

    62.
    Du Wiege meiner Schmerzen,
    Du sollst nun stille stehn,
    Nicht mehr mit andern Herzen
    Im gleichen Takte gehn.

    Du lagst in tiefen Gluten
    Und manchem hohen Rausch /
    Und mußt du drum verbluten,
    So ists ein edler Tausch.

    Laß andre weiter gehen
    ...

  • 63.

    63.
    Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
    Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
    Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
    Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
    Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

    Die Seligkeit, die du mit deinem Leben
    In meine jungen Tage ausgegossen,...