• Dämmerspät ist sie gekommen.
    Oed und traurig war das Stübchen,
    Und sie saß gesenkter Wimpern;
    Ich doch flehte und beschwor sie:
    "Schlag sie auf, die Rätselaugen,
    Lasse mich die Sterne schauen,
    Wie der Nordstern dem Piloten
    Ziel und Richte meinem Leben."
    Zögernd tat sie's; stilles Leuchten...

  • Nun laß mich schweigen; Deine rechte Hand
    Mit starkem Drucke lasse sie umspannen,
    Schlag' auf die Augen, welche mich gebannt,
    Die Zauberkreise, die Dämonen bannen;
    Auf meinem Haupt, das Deiner einzig denkt,
    Laß ahnen mich den Druck der lieben Linken,
    Und was uns je gequält und je bedrängt,
    Laß uns...

  • Und immer, wenn der Tag die Erde ließ,
    Erstand ein Bild den überwachen Sinnen:
    Ein trautes Nest. Ihm schien's ein Paradies,
    Die Herzgeliebte schaltete darinnen;
    Und kam er heim, dann schlang sie Arme weiß
    Um den Ersehnten, küßt' ihn stark im Dunkeln.
    Er flüsterte: "Was ist Dein Mund so heiß ..."
    Sie gab...

  • Und mochte mir ein rauhes Wort entfliegen
    Und hätt' ich Dich verletzt, Dir weh getan,
    Verzeih. Du weißt, aus meiner Seele stiegen
    Nur heiße Wünsche für Dich himmelan.

    Du weißt, das Leben war gar hart uns beiden,
    Und hat uns Gram und manche Not gebracht -
    So wurdest Du mimosenhaft durch Leiden,
    Ich aber...

  • Die Pulse hämmern;
    In meine Hand schmieg' Deine Wange
    Im Abenddämmern.

    Die Sonne sinkt; und eh' im Blassen
    Der letzte Schein irrt,
    Laß wieder mich das Heil umfassen,
    Das niemals mein wird. (S. 53)
    _____

  • Und wenn sich unser Wandern schied
    Beklagt in hallenden Akkorden
    Dir mir Verlorne noch mein Lied.

    Mein müdes Herz zur Ruh zu singen,
    Beschwör' ich dann die Melodien,
    Der Nachtwind nimmt sie auf die Schwingen
    Und trägt sie Dir vors Fenster hin.

    Dann fährst Du auf. Es ist ein Staunen
    In...

  • Nun glaube nicht, daß selbst in Jahren
    Mein Angedenken Dir verfliegt -
    Hat jedes Leid, das Du erfahren,
    Ein reiches Glück in Schlaf gewiegt,

    Vertrug der Wind die Liebesworte,
    Die einst mein Mund für Dich beschwor -
    Dann dringt von Deines Hauses Pforte
    Ein pochend Mahnen Dir ans Ohr.

    Du...

  • Die hast Du mir gelehret
    Du süße, stolze, schöne Maid,
    Nach der mein Herz begehret;
    Und ist mein Werben ungelenk,
    Und mag Dir's nicht behagen:
    Herzliebe, Traute, dann bedenk',
    Ich lernt' es erst vor Tagen!

    Ich bin ein Weih, der einsam zog
    In Wolken seine Kreise,
    Ein wilder Falk...

  • Der Abend stieg aufs Wolkenpferd,
    Er schattet durch die Weiten;
    Es will sich überwach die Erd'
    Zum Schlafe nun bereiten.

    Schon schrieb der Herbst den Namenszug
    Ins Grün mit gelben Lettern;
    Noch trägt mein Nußbaum Laub genug,
    Doch raschelt's gelb von Blättern.

    Es nahet. Kam Dir's...

  • Die Dir zum Leben aufgespielt,
    Vertollte Dir der laute Reigen,
    Der Deine Sinne aufgewühlt,
    Und blieb von dem, was Du besessen,
    Von aller Liebe, jedem Glück
    Nur leiseschleiernd ein Vergessen
    Und stiller Vorwurf Dir zurück -

    Dann komm! dann zieh mit raschen Schritten
    Die lange schon gemiedne...