• Unter blassem lichte schwärmend
    Tanzt und stürzet ohne grund
    Sich das leben schamlos lärmend ..
    Doch sobald am himmelsrund

    5 Wonnevoll die nacht sich breitet
    Alles – auch der hunger – ruht ·
    Alles – auch die schmach – vergleitet:
    Sagt der dichter: nun ists gut!

    Gierig flehen meine glieder
    10 Wie mein geist die ruhe nieder
    ...

  • [201]
     XX.
     Enfant Perdu.

    Verlor’ner Posten in dem Freiheitskriege,
    Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
    Ich kämpfte ohne Hoffnung, daß ich siege,
    Ich wußte, nie komm’ ich gesund nach Haus.

    ...
  •      „Regen nicht tönend hell
    Englein die Flügel?“
    ’S ist nur der muntre Quell,
    Rieselnd von Hügel.

    5      „Horch, doch ein Engel ruft:
    Lieb’ und Vertrauen!“
    ’S ist nur die Maienluft,
    Fächelnd die Auen.

         „Nein, horch den Engel-Schall:
    10 Sehnsucht und Glaube!“
    ’S ist nur die Nachtigall,
    Singend im Laube.

    ...
  • [47]

     Engelsbrücke.

    Mit den Leidenszeichen Christi
    Steh’n der Engel zehn am Weg,
    Folgen rechts und links der Brücke,
    Ernst, wie einem Martersteg.

    Über ihr lacht sonnentrunken,...

  • [149]

         England im Jahr 1819.

    Ein König, alt, toll, blind, dem Tod verfallen; –
         Prinzen, die Hefen ihres trägen Stamms, '
         Verhöhnt als kothiger Abhub kothigen Schlamms; –
    Negierer, fühllos, taub den Klagen allen,

    5      Blutegeln gleich ihr Mordwerk (Gott verdamm’s!)
    Verrichtend, bis sie blutsatt niederfallen; –
    Ein...

  • [67]                Entsagung.

    Eins ist, was altergraue Zeiten lehren,
    Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt:
    Des Menschen ew’ges Loos, es heißt: Entbehren,
    Und kein Besitz, als den du dir versagt.

    5 Die Speise, so...

  • Ein dichter Nebel schwamm auf meinen Loosen,
    Die Zukunft hüllten düstre Wolken ein.
    Ich hörte schon des Lebens Stürme tosen,
    Und sahe rings umher Gefahren dräun.
    5 Mit schwachem Kahn auf wildempörten Wogen,
    Geschleudert von der grimmen Winde Wuth,
    War mir der heimatliche Strand entflogen,
    Und rings umschäumte feindlich mich die Fluth.

    ...
  • [17]

     Entweiht!

    Fern sei es mir, daß spottend ich
    Nach Dir, zerfall’ne Gottheit, zeige,
    Wenn ich auch nimmer...

  •                Es grünt das Feld,
                   Es blüht die Haide,
                   Und junge Freude
                   Weht durch die Welt.

    5 Es glänzt mir das Auge, es schwillt mir die Brust
                   Vor Lust, vor Lust.

                        Ein Sehnen dringt
                   Mir durch die Seele,
                   Wenn Philomele
    10...

  •      Wie auf dem Felde die Weizenhalmen,
    So wachsen und wogen im Menschengeist
    Die Gedanken.
    Aber die zarten Gedanken der Liebe
    5 Sind wie lustig dazwischenblühende,
    Roth’ und blaue Blumen.

    Roth’ und blaue Blumen!
    Der mürrische Schnitter verwirft Euch als nutzlos,
    Hölzerne Flegel zerdröschen Euch höhnend,
    10 Sogar der hablose...