• Narciß, der schönste Hirt der Flur,
    Von reicher Anmuth Glanz umstrahlet,
    Sucht überall der Schönheit Spur,
    Die sich in seinem Innern mahlet.

    5       Was formlos ihm im Herzen wallt,
    Will zum Gedanken er erwecken,
    Bestrebt, im Spiegel der Gestalt
    Das Nahmenlose zu entdecken.

         So irrt er über Berg und Thal,
    10 Geäfft von irrer...

  • [388]

         Des Sängers Fluch.

    Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr,
    Weit glänzt’ es über die Lande bis an das blaue Meer,
    Und rings von duft’gen Gärten ein blüthenreicher Kranz,
    Drin...

  • [246]

    Des fremden Kindes heiliger Christ.

    Es läuft ein fremdes Kind
         Am Abend vor Weihnachten
         Durch eine Stadt geschwind,
         Die Lichter zu betrachten,
    5...

  • Deutschland und seine Fürsten.

    Große Monarchen erzeugtest du, und bist ihrer würdig,
         Den Gebietenden macht nur der Gehorchende groß.
    Aber versuch es, o Deutschland, und mach’ es deinen Beherrschern
         Schwerer, als Könige groß, leichter, nur Menschen zu seyn!

  • Die Abschiedsstunde.

    Ha! welch’ ein Kampf! von meinem armen Herzen
    Reißt grausam mir des Schicksals Schluß
    Den besten Theil: dich, Mann der Lieb’ und Schmerzen!
    Der mich verlassen muß.

    5 Dir winkt ein Gott! – und trostlos hier zu weinen
    Verhüll’ ich mich in dunkle Nacht,
    Bis einst der Tag der Freude mir wird scheinen
    Der ewig ruhig...

  • [222] Die Aebtissin von Lindau.

    Im Heidenturm zu Lindau ein Ritter schmachtet lang,
    Er ist verurteilt worden „zum Tode durch den Strang“
    Dieweil er stürmend, raubend, frech durch das Land gezogen,
    ...

  • [82] Die Alten und die Jungen.

    „Unverständlich sind uns die Jungen“
    Wird von den Alten beständig gesungen;
    Meinerseits möcht ich’s damit halten:
    „Unverständlich sind mir die Alten.“
    5 Dieses am...

  • [241]
                   Die Arbeiter an ihre Brüder.

    Wir schüren in den Essen
    Die Feuer Tag und Nacht,
    Am Webstuhl, an den Pressen
    Steht unsre Friedenswacht.

    5 Wir schürfen in dem Qualme
    ...

  • [74] Die Balinesenfrauen auf Lombok.

         Unerhört,
    Auf Lombok hat man sich empört,
    Auf der Insel Lombok die Balinesen
    Sind mit Mynheer unzufrieden gewesen.

    5      Und die Mynheers faßt...

  •      Ein Reiter durch das Bergthal zieht,
    Im traurig stillen Trab’:
    Ach! zieh’ ich jetzt wohl in Liebchens Arm,
    Oder zieh’ ich in’s dunkle Grab?
    5 Die Bergstimm Antwort gab:
    In’s dunkle Grab!

         Und weiter reitet der Reitersmann,
    Und seufzet schwer dazu:
    So zieh’ ich denn hin in’s Grab so früh, –
    10 Wohlan im Grab ist Ruh....