Die Alten und die Jungen

„Unverständlich sind uns die Jungen“
Wird von den Alten beständig gesungen;
Meinerseits möcht ich’s damit halten:
„Unverständlich sind mir die Alten.“
Dieses am Ruderbleibenwollen
In allen Stücken und allen Rollen,
Dieses sich Unentbehrlichvermeinen
Sammt ihrer „Augen stillem Weinen“,
Als wäre der Welt ein Weh gethan, –
Ach, ich kann es nicht verstahn.
Ob unsre Jungen, in ihrem Erdreisten,
Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
Ob dem Parnasse sie näher gekommen,
Oder blos einen Maulwurfshügel erklommen,
Ob sie, mit andern Neusittenverfechtern,
Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
Ob sie Frieden sä’n oder Sturm entfachen,
Ob sie Himmel oder Hölle machen, –
Eins läßt sie stehn auf siegreichem Grunde,
Sie haben den Tag, sie haben die Stunde,
Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
Sie beherrschen die Scene, sie sind dran.

Collection: 
1905

More from Poet

   1853

Ich hab' darüber nachgedacht
(Nachdenken immer nützt und frommt!)
Und hab' gefunden über Nacht,
Woher der Name »Minna« kommt;
Feststeht es meinem Sinne,
Daß Minna kommt von Minne,
Und legst...

 
»Es geht nicht mehr im fremden Lande,
Die Welt birgt nur ein Paradies,
Das liegt daheim am Meeresstrande,
Wo ich mein trautes Liebchen ließ.

Ich kann das Herz nicht länger zügeln
Und nicht regieren meinen...

   (An Minna)

Es floß ein Bach durch Waldesgrün,
War lauter, klar und rein,
Viel Blümchen an dem Bache blühn,
Und alle nett und fein.

Doch tut er stets, als säh' er nicht
Die Blümchen um ihn her,
Des...

 
Du siehst, es bleibt mit mir beim alten,
Trotz mancher bittern Neckerei;
Versprechen - und Versprochnes halten -
Ist mir noch immer zweierlei.

Und daß dir alle Zweifel schwinden
An meinem Unverändertsein,...

 
Dort unter dem Kastanienbaum
War's einst so wonnig mir,
Der ersten Liebe schönsten Traum
Verträumt' ich dort mit ihr.

Dort unter dem Kastanienbaum
Ist's jetzt so traurig mir,
Dort gab ich...