•           [87] Der Pirat.

         Nach José de Espronceda.

    Mit zehn Kanonen blank an Bord,
    mit vollen Segeln vor dem Wind,
    die flink wie Mövenflügel sind,
    streicht eine Barke durch die Flut:
    5 die Barke des...

  • [3] Der Rabe.

    Mitternacht umgab mich schaurig, als ich einsam, trüb und traurig,
    Sinnend saß und las von mancher längstverklung’nen Mähr’ und Lehr’ –
    Als ich schon mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu...

  • [307] Der Rappe des Comturs.

    Herr Konrad Schmid legt’ um die Wehr,
    Man führt’ ihm seinen Rappen her:
    „Den Zwingli laß ich nicht im Stich,
    Und kommt ihr mit, so freut es mich.“
    5 Da griffen mit...

  • Der Richter.

    Zwey Parten ließen vor dem Rath
    In einem Abderitten Staat
    Sich wacker pro et contra hören:
    Der Richter reckete das Ohr
    5 Aus seiner Staatsperücke vor,
    Sich von der Klage gründlich zu belehren:
    Allein ein Lärm drang durch die dünne Wand,
    „Zum Henker seid doch still, ihr Leute, wenn man richtet,
    (Rief er voll Zorn:)...

  • [202] Der Ritt in den Tod.

    „Greif’ aus, du mein junges, mein feuriges Thier!
    Noch einmal verwachs’ ich centaurisch mit dir!

    Umschmettert mich, Tuben! Erhebet den Ton!
    Den Latiner besiegte des Manlius...

  • Der Sämann.

    Sieh! voll Hofnung vertraust du der Erde den goldenen Saamen,
         Und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat.
    Nur in die Furche der Zeit bedenkst du dich Thaten zu streuen,
         Die, von der Weisheit gesät, still für die Ewigkeit blühn?

  • Der Sänger.

    Was hör’ ich draußen vor dem Thor,
    Was auf der Brücke schallen?
    Laß den Gesang vor unserm Ohr
    Im Saale wiederhallen!
    5 Der König sprach’s, der Page lief;
    Der Knabe kam, der König rief:
    Laßt mir herein den Alten!

    Gegrüßet seyd mir, edle Herrn,
    Gegrüßt ihr, schöne Damen!
    10 Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!...

  • [183] Der Schatzgräber.

    Arm am Beutel, krank am Herzen,
    Schleppt’ ich meine langen Tage.
    Armuth ist die größte Plage,
    Reichthum ist das höchste Gut!
    5 Und, zu enden meine Schmerzen,
    Ging...

  •      Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert!
    Und ich selber, gleich einer Leiche,
    Die grollend ausgeworfen das Meer,
    Lieg’ ich am Strande,
    5 Am öden, kahlen Strande.
    Vor mir woget die Wasserwüste,
    Hinter mir liegt nur Kummer und Elend,
    Und über mich hin ziehen die Wolken,
    Die formlos grauen Töchter der Luft,
    10 Die aus dem Meer’, in...

  • Der Schlaf des Sulpitius Galba.

    Sulpitius, ein Römer, stellte schlau
    Sich an, als wär’ er eingeschlafen,
    Indem Mäcenas sich mit seiner schönen Frau
    Vertraulich unterhielt. Als einer seiner Sklaven
    5 Ihn schlummern sah, ergriff er einen Krug,
    Der auf dem Schenktisch stand, that einen kurzen Zug,
    Und nahm ihn in den Arm, mit ihm davon zu gehen....