Conrad Ferdinand Meyer

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    O Liebe, wie schnell verrinnest du,
    Du flüchtige, schöne Stunde,
    Mit einer Wunde beginnest du
    Und endest mit einer Wunde.
    ...

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    In jungen Jahren war's. Ich brachte dich
    Zurück ins Nachbarhaus, wo du zu Gast,
    Durch das Gehölz. Der Nebel rieselte,
    Du zogst des Reisekleids Kapuze vor
    Und blicktest traulich mit...

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    Im Garten schritt ich durch die Lenzesnacht.
    Des Jahres erste Blitze loderten.
    Die jungen Blüten glommen feuerrot
    Und blichen wieder dann. Ein schönes Spiel,
    Davor ich stillehielt...

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    »Hör, Ohm! In deiner Trödelkammer hangt
    Ein Schlittschuhpaar, danach mein Herz verlangt!
    Von London hast du einst es heimgebracht,
    Zwar ist es nicht nach neuster Art gemacht,...

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    Heut ward mir bis zum jungen Tag
    Der Schlummer abgebrochen,
    Im Herzen ging es Schlag auf Schlag
    Mit Hämmern und mit Pochen,

    Als trieb sich eine Bubenschar
    Wild um...

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    Hat sich die Kelter gedreht?
    Tanzt dort mit dem Laub eine Flocke?
    Zuckte der Blitz im August?
    Blühten die Kirschen im Mai?
    Blüten und Ähren und Trauben erblickt ich
    ...

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    Entgegen wandeln wir
    Dem Dorf im Sonnenkuß,
    Fast wie das Jüngerpaar
    Nach Emmaus,
    Dazwischen leise
    Redend schritt
    Der Meister, dem sie folgten,
    ...

  • Die Mutter mahnt mich abends:
    »Trag Sorg zur Ampel, Kind!
    Jüngst träumte mir von Feuer -
    Auch weht ein wilder Wind.«

    Das Flämmchen auf der Ampel,
    Ich lösch es mit Bedacht,
    Das Licht in meinem Herzen
    ...

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    Zwei Segel erhellend
    Die tiefblaue Bucht!
    Zwei Segel sich schwellend
    Zu ruhiger Flucht!

    Wie eins in den Winden
    Sich wölbt und bewegt,
    Wird auch das...

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    Wo sah ich, Mädchen, deine Züge,
    Die drohnden Augen lieblich wild,
    Noch rein von Eitelkeit und Lüge?
    Auf Buonarottis großem Bild:

    Der Schöpfer senkt sich sachten Fluges...