• V.

    V.
    O Liebe, Born zu heilen, zu gesunden,
    Von Leiden, die das Schicksal gab zu tragen,
    Und die der Brust entringen bittre Klagen,
    Wie bist so mächtig immer Du befunden!

    Und doch, o Liebe, Du auch schlugst schon Wunden,
    Und manchen gabst Du preis schon dem Verzagen,
    Obwohl umsonst er mocht'...

  • VI.

    VI.
    Von Göttergunst der Sterblichkeit gegeben
    Und mir in hohen Gnaden zugeführet
    Erschienest, als mich Deine Wahl erküret,
    Du mir, geliebt' Idol, geliebtes Leben.

    Und gläubig lauscht' ich ohne Widerstreben,
    Wenn Du mit Lob und Preis, der nur gebühret
    Den Göttern, mich beehrtest, tiefgerühret...

  • VII.
    Hienieden gibt's nichts Besseres daneben! -
    Welch eitler Wahn! - Da sieh heran sie schleichen,
    Die gift'ge Otter; bald uns zu erreichen
    Ist sie bemüht und wehe; sieh, soeben

    Will sie das Haupt zu raschem Bisse heben!
    Vor solcher Tücke schützet kein Entweichen;
    In der geschmeid'gen...

  • VIII.
    Du, schmerzenswunde Brust, Du hast's empfunden,
    Wie bitter kleinlich eifersücht'ge Seelen
    Zu kränken wissen, wie, um den zu quälen,
    Der glücklich scheint, sie nie zu schlecht befunden,

    Ein Mittel, einen Weg. Die schönen Stunden -
    Wie böse war's, als man, sie uns zu schmälen,
    Viel...

  • IX.

    IX.
    Um zu ersehntem Ziel uns zu geleiten,
    Das Schicksal fragt' ich unter heißen Thränen,
    Gibt's nichts? Muß ins Unendliche sich dehnen
    Der Pfad des Trübsals, den dahin wir schreiten?

    Und Gleiches fragtest Du, aus Seligkeiten
    Des Himmels stürzend, schaudernd vor dem Gähnen
    Des Abgrunds...

  • An dem Hang des grünen Bergwalds
    Auf den weichen Blumen ruhend,
    Wang' an Wange mit der Geliebten,
    Sah ich in das schöne Thal hin:
    Auf die Bäch', und wie die Sonne
    Purpurn sank, wie auf der Mond stieg.
    Innig Arm um Arm geschlungen,
    Bei der Nachtigallen Flöten,
    Sprachen wir vom schönen Weltall...

  • Als, an deiner Seite stehend,
    Amor mich ins Herz getroffen
    Mit dem unabschirmbar'n Pfeile,
    Bis ans Ohr die Senne ziehend
    Seines weltberühmten Bogens,
    Rief er siegend noch die Worte:
    "Laß dir einen Ring dran schmieden,
    Schling darein dir eine Kette,
    Woran festgespannet ziehen
    Der...

  • Amor sprach, den Becher haltend:
    "Nipp' ein Wenig, nur vom Rande!"
    Doch, als ich nun erst gekostet,
    Nahm ich mir den Becher schräger.
    "Langsam! rief er, rückwärts beugend:
    Denn ich gab dir nur zu kosten.
    Alles trinkst du ja auf einmal!
    Glaubst du denn, der Becher Amors
    Halt' in sich die ganze...

  • Wie hallet durch die Waldung
    Der Schrei der schnellen Hirsche
    Die Amor quält, zur Lust sich,
    Die tief in kühlen Wassern
    Nicht seine Flammen löschen!
    Mich macht der Knabe seufzen:
    Ach, wie im Dickicht find' ich
    Den Weg zu meiner Lieben?
    (Band 1 S....

  • Amor, wilder Knabe,
    Quäl doch nicht allein mich,
    Flieg zu meinem Mädchen,
    Quäl auch die ein wenig;
    Daß sie Sehnsucht fühle,
    Daß sie heißer küsse,
    Wenn ich sie umfasse!
    (Band 1 S. 375)
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