Amors Pfeil

Als, an deiner Seite stehend,
Amor mich ins Herz getroffen
Mit dem unabschirmbar'n Pfeile,
Bis ans Ohr die Senne ziehend
Seines weltberühmten Bogens,
Rief er siegend noch die Worte:
"Laß dir einen Ring dran schmieden,
Schling darein dir eine Kette,
Woran festgespannet ziehen
Der Lebendigen Geschlechte,
Selbst die Götter angestrenget!
Traue, sie entziehn dir nimmer
Das Geschoß von meiner Senne!"
Mitten durch die Seele drang es. -
(Band 1 S. 372)
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Collection: 
1856

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Amor sprach, mein Kinn erhebend:
"Laß die Rose doch den Bienen,
Daß sie, in den süßen Kelch sich
Tief einwühlend, Honig suchen,
Laß die Schmetterlinge naschen.
Eine Blum' aus meinem Garten,
Die auf Silberfüßen...

Bei den Flügelchen hatt' ich Amorn,
Gleich dem Schmetterling, gefangen,
Schloß in einen ehr'nen Käfig
Ihn, der flattert' und sich sträubte!
"Sieh, nun trag' ich dich nach Hause,
Da ich endlich dich erhaschte!
Wie ein...

Bacchus zog den Amor schmeichelnd
Zu sich nieder, ließ ihn naschen
Von dem süßesten Most, und bat ihn
Um ein Weib voll Lieb' und Anmuth.
Lange ließ der Knab' ihn bitten,
Wand sich dann aus seinen Armen:
"Ei doch, sieh...

Denkt euch, neulich fand ich Amorn
Ganz unschuldig und ganz harmlos
Unter Blumen fest entschlummert,
Wie ein Käferchen die Flügel
An den Rücken dicht geschlossen.
Und ich schlich hinan und raubte
Ihm den Bogen und den...

Heute sah ich Amorn schweben
In der Luft, am lichten Tage,
Um ihn eine Schaar von Träumen,
In dem hellsten Sonnenglanze!
Er durchflog die bunten Reihen,
Als ihr König und Gebieter,
Sprach mit diesem und mit jenem,...