• [46] NACHTBILD

    Auch auf der Theaterrampe
    wird es stille nach und nach. –
    Eine eitle Bogenlampe
    schaut sich in ein Droschkendach.

    5 Auf dem leeren Gangsteig zucken
    Lichter. – Sehn nicht dort am Haus
    helle...

  • [71]

     Nachtbild.

    Nacht bedeckt den kleinen Friedhof.
    In dem dumpfen Leichenhause
    Flackert zitternd...

  • Denk ich an Deutschland in der Nacht,
    Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
    Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
    Und meine heißen Thränen fließen.

    5 Die Jahre kommen und vergehn!
    Seit ich die Mutter nicht gesehn,
    Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
    Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

    Mein Sehnen und Verlangen wächst.
    10 Die...

  • [131]

         Nachtgespenst.

    Ich lag in holden Traumes Bann:
    Blau durch die Scheiben quoll
    Des Mondes Licht und überrann
    Die Wände zaubervoll;
    5 Und schuf im Nu ein Märchenland,
    Der...

  •      Das Meer hat seine Perlen,
    Der Himmel hat seine Sterne,
    Aber mein Herz, mein Herz,
    Mein Herz hat seine Liebe.

    5      Groß ist das Meer und der Himmel,
    Doch größer ist mein Herz,
    Und schöner als Perlen und Sterne
    Leuchtet und strahlt meine Liebe.

         Du kleines, junges Mädchen,
    10 Komm an mein großes Herz;
    Mein Herz...

  • [26] Nah und fern.

    Wenn die Wolken vielgestaltig
         Sich am Horizonte dehnen,
    Ueberkommt uns allgewaltig
         Ihnen nach ein tiefes Sehnen.

    5 Aber wenn die stolzen Züge
         Sich zur Erde niederlassen...

  • [253] Natur und Kunst.

    I.

    Wie ist der Wald zur heil’gen Feier
    Des Frühlings festlich neu geschmückt,
    Und grüßt ihn rauschend als Befreier,
    Den Siegeskranz aufs Haupt gedrückt.

    5 Als sei ein...

  • [177] Nebel.

    Es lagert rings umher ein grauer Flor –
    Ich weiß es nicht: bricht noch die Sonn’ hervor?
    Wird dieser Nebel heut sie ganz verhüllen?
    Und ob er steigt, und ob er niederfällt?
    5 So frag...

  • Herbstende! winter! frühling mit schlammigem eise!
    Ihr schläfernden zeiten des jahrs · ich liebe und preise
    Was mein gemüt und meine gedanken umgab
    Mit dunstigem leintuch und mit verschwommenem grab.

    5 Spielt in der ebne der kalte sturm und die reiser
    Und wird in langen nächten die windfahne heiser:
    Dann öffnet – wie nie in lauer frühlingszeit –...

  •      Neben mir wohnt Don Henriques,
    Den man auch den Schönen nennet;
    Nachbarlich sind unsre Zimmer
    Nur von dünner Wand getrennet.

    5      Salamanka’s Damen glühen,
    Wenn er durch die Straßen schreitet,
    Sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd,
    Und von Hunden stets begleitet.

         Doch in stiller Abendstunde
    10 Sitzt er ganz allein...