• Sonst und Jetzt an Selmar.

    Sonst weckte freundlich mich aus sanftem Schlummer
    Dein süßer Kuß, zwar nur im Traum geküst;
    Und frey von jedem Seelenkummer
    Ward jeder junge Tag begrüst.
    5 Jetzt, Selmar, flieht der Gott, den Mohn umkränzet,
    Das Lager, wo mein Auge schlaflos weint,
    Bis mir Aurora’s Purpur glänzet,
    Und Phöbus wieder scheint....

  • [24] Sorge.

    Willkommen, stiller Mond, im Schlafgemach!
    Gieß deine Lichtflut neben mich aufs Kissen
    Und laß in deine Strahlen mich die bleichen
    Gedanken meines Grames flechten!

    5 Wohl,
    Du bist gewohnt, der Liebe sanfte Klagen,
    Der Wonne Hauch als Opfer zu empfangen,
    Und Glück, das in verschwiegner Nacht erblüht,
    Vor dem verwandten...

  •      Kehre nicht in diesem Kreise
    Neu und immer neu zurück!
    Laß, o laß mir meine Weise,
    Gönn’, o gönne mir mein Glück!
    5 Soll ich fliehen? Soll ich’s fassen?
    Nun gezweifelt ist genug.
    Willst du mich nicht glücklich lassen,
    Sorge, nun so mach mich klug.

  •      [14] SORGE

    Schwarzgraue Wolken hangen hernieder,
    Das Gewicht der Wolken an der Himmelswage
    Vermag die Sorge nicht zu heben,
    Die Sorge, die mich zermalmen wird.

    5 Und die Gedanken fliehn
    Vor...

  • [57] Sorge dividiert durch 2 hoch x

    Grübeln und grübeln nun stundenlang –
    Bing – Bumpf – Bang – –
    Korks jetzt! Lona, und prost! Kling! Klang!
    Ein Schurke ist gar kein Feind.
    5 Hoch steht...

  •      Sorge nie, daß ich verrathe
    Meine Liebe vor der Welt,
    Wenn mein Mund ob deiner Schönheit
    Von Metaphern überquellt.

    5      Unter einem Wald von Blumen
    Liegt, in still verborgner Huth,
    Jenes glühende Geheimniß,
    Jene tief geheime Glut.

         Sprühn einmahl verdächt’ge Funken
    10 Aus den Rosen – sorge nie!
    Diese Welt glaubt...

  •      [9] SPÄT NACHTS

    Woher dein Licht, entlaubter Hain?
    Du schimmerst in tiefem Blau.
    Wie Adern sind Deine Äste.
    Ist’s von der Stadt: der Widerschein?

    5 Ich kam dorther. Die Nacht war trüb und die Gassen...

  • [31] Spätherbst.

    Schon mischt sich Roth in der Blätter Grün,
    Reseden und Astern sind im Verblühn,
    Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
    Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

    5 Und doch (ob Herbst auch)...

  • [74] SPÄTHERBST IN VENEDIG

    Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,
    der alle aufgetauchten Tage fängt.
    Die gläsernen Paläste klingen spröder
    an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt

    ...

  •      Spätherbstnebel, kalte Träume,
    Ueberfloren Berg und Thal,
    Sturm entblättert schon die Bäume,
    Und sie schaun gespenstisch kahl.

    5      Nur ein einz’ger, traurig schweigsam
    Einz’ger Baum steht unentlaubt,
    Feucht von Wehmuthsthränen gleichsam,
    Schüttelt er sein grünes Haupt.

         Ach, mein Herz gleicht dieser Wildniß,
    10 Und...