• Wenn der Lenz die ersten Blumen streut,
    Muß ich dein in stiller Wehmut denken:
    Ach, wie oft, beim Frühlingsblumenschenken
    Hat sich mir dein Frühlingsreiz erneut!

    Mit gesenkter Wimper, rot vor Scham,
    Im Beglücken frei, scheu im Empfangen,
    Botest du mir deine keuschen Wangen -
    Bis ein neid'...

  • Den sie schon ausgesandt nach mir, den Blick,
    Der mir ein Glück verheißen wollt', den Blick,
    Den ich ersehnte, wie den ersten Blick
    Der Blindgewesene, Genesene: den Blick
    Rief sie zurück im Gehn, da ihr mein Blick,
    Der sie erwartende, vielleicht als Blick
    Zu heischend schien, mein arm demütiger Blick,
    ...

  • Den Säugling ihrer Schwester hielt mein Mädchen,
    Als wären ihre Mutterfreuden echt,
    In ihren zärtlichen, besorgten Armen.
    Ihr großes Auge war so voll der Liebe,
    Und ihres Herzens Schlag so mütterlich,
    Die Neigung ihres Hauptes so vertraut,
    Daß des betrog'nen Säuglings Mund sich spitzte,
    Und daß sein...

  • Du klare, alabasterweiße Stirne,
    Darauf der Abglanz aller Keuschheit thront,
    - Gleichwie im Diadem der Nacht der Mond -
    Heut' bist du wieder rein, wie Eis der Firne.

    Ach, hinter dir, im arg verwirrten Hirne,
    Hat gestern noch ein trüber Geist gewohnt,
    Der selbst so reine Lippen nicht verschont...

  • Tiefsinnige Mädchenklugheit!
    's ist lange her, viel lange Jahre her!
    Sie denkt gewiß an mich schon lang nicht mehr!

    Schwarzlockiger Mädchenkopf!
    Ich traf sie in des Zimmers Dämmerschein
    Endlich zum ersten, ersten Mal allein.

    Tiefdunkle Mädchenaugen!
    "Ich lieb' dich! Küsse mich!...

  • Warum er es tat, das war ihm nicht klar,
    Ihm war nicht zum Denken zumute;
    Er wußte nur, daß sie gestorben war
    Und daß sie im Sarge ruhte.

    Da trug er zwei Tage sein großes Weh
    In die Wälder, als müßt' er was suchen,
    Und fand zwei Federchen, weiß wie Schnee,
    Bei des Wildsees blutdunklen Buchen...

  • In sanften Angeln geht das Tor der Träume;
    Mit Fingern eines Blinden tastest du
    Dem leichten Riegel an dem Tore zu
    Durch lange Gänge und durch weite Räume.

    Im offnen Tor der Wunder und der Träume
    Wird leicht dein Fuß, als trüg' er Flügelschuh',
    Und auf beglückten Sohlen wandelst du,
    Verwirrt...

  • Das Schicksal hat ihr zertrümmert,
    Was ihr das Liebste war;
    Sie hat nicht geschrien und gewimmert
    Und nicht gerauft das Haar,
    Nein, sie ist hart geworden.

    Nun kommt mit ihrer schiefen
    Weisheit die Welt: "Bleib weich!
    Der Schmerz wird dein Herz vertiefen,
    Der Schmerz macht gut und...

  • Hinter Bäumen versteckt lauscht Pan einem Liebespaar:
    "Mädchen, wie lieb' ich dich innig, wie lieb' ich dich rein und wahr!
    Welch ein Wunder geschah mir! Wie fühl' ich mit staunendem Beben,
    Deine Liebe, sie hat die Reinheit mir wiedergegeben!
    Daß ich geruhigen Blicks dir tief in die Augen zu schauen,
    Daß ich voll heiligen...

  • Sie standen weinend ums Bett herum,
    Aber der Sterbenden Mund war stumm,
    Denn mitten in ihr Klagen und Beten
    War still der Tod an ihr Lager getreten.

    Und sie konnt' ihn ganz deutlich winken sehn
    Und konnt' es doch nimmer und nimmer verstehn,
    Daß der Tod, vor dem ihr so bangte und graute,
    Mit...