Hinter Bäumen versteckt lauscht Pan einem Liebespaar:
"Mädchen, wie lieb' ich dich innig, wie lieb' ich dich rein und wahr!
Welch ein Wunder geschah mir! Wie fühl' ich mit staunendem Beben,
Deine Liebe, sie hat die Reinheit mir wiedergegeben!
Daß ich geruhigen Blicks dir tief in die Augen zu schauen,
Daß ich voll heiligen Glücks dich zu küssen mich darf getrauen!"
Hinter Bäumen versteckt lauscht Pan einem Liebespaar:
"Liebster, wie soll ich dir danken! Wie schau' ich jetzt alles so klar!
All mein Sehnen war wie die Wege im Abendgarten,
Die auf die Silberpantoffel des Reigens der Mondelfen warten.
Du hast mein Sehnen gestillt! Wie wunschlos ist doch die Liebe!
Und nur ein Wunsch erfüllt mich: Ach, wenn es doch immer so bliebe!"
Hinter Bäumen versteckt lauscht Pan einem Liebespaar.
Ei, wie strotzt dem Burschen der Nacken braun unterm Haar!
Hei, wie wölben die runden Brüste dem Mädchen das Mieder!
Und wie üppig fließt das Kleid von den Hüften ihr nieder!
Pan lacht auf! Das Pärchen verstummt. Die Bäume krachen.
Durch den rauschenden Wald von fernher schmettert sein Lachen ...
aus: Hugo Salus Die Blumenschale Gedichte
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1908