Was giebt menschlichen Werth? – Die Gesinnung, welche des Willens
Mutter ist, und die That, welche dem Willen entkeimt.
Träum’ und Wünsche bekämpfen sie oft. Im edlen Gemüthe
Siegt die Gesinnung; dem Traum bleibt im gemeinen der Sieg.
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MENSCHHEIT
Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt,
Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt,
Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen:
5 Hier... -
[54]
MENSCHLICHES ELENDDie Uhr, die vor der Sonne fünfe schlägt –
Einsame Menschen packt ein dunkles Grausen,
Im Abendgarten kahle Bäume sausen.
Des Toten Antlitz sich am Fenster regt.5...
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WAs sind wir Menschen doch? ein Wohnhaus grimmer Schmertzen.
Ein Ball deß falschen Glücks / ein Irrlicht dieser Zeit.
Ein Schauplatz herber Angst / besetzt mit scharffem Leid /
Ein bald verschmeltzter Schnee vnd abgebrante Kertzen.
5 Diß Leben fleucht davon wie ein Geschwätz vnd Schertzen.
Die vor vns abgelegt deß schwachen Leibes Kleid... -
[66] Menschlichkeit
Der Mensch ist nackt geschaffen, ist nackt;
Daraus erklärt sich seine Vertracktheit.
Wird er vom Wind bei der Wolle gepackt,
Dann schämt er sich seiner kläglichen Nacktheit.5 Dort, wo es...
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[45] Mißmut
Ein Rauch verweht.
Ein Wasser verrinnt.
Eine Zeit vergeht.
Eine neue beginnt.
5 Warum? Wozu?
Denk’ ich dein Fleisch hinweg, so bist
Du ein dünntrauriges Knochengerüst,... -
[46] MISSRATENEN KINDES LIED
Ich weiß im Lande Leute verstreut,
Die saufen sich wissend zu Tode;
(Saufen sich, hungern sich, härmen – ganz gleich!
Sind alle, die ich meine, nicht reich.)... -
So lang ich den deutschen Michel gekannt,
War er ein Bärenhäuter;
Ich dachte im März, er hat sich ermannt
Und handelt fürder gescheuter.5 Wie stolz erhob er das blonde Haupt
Vor seinen Landesvätern!
Wie sprach er – was doch unerlaubt –
Von hohen Landesverräthern.
Das klang so süß zu meinem Ohr...