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    Tragt mich, ihr Abendwinde!
    Zurück zu jener Linde,
    Zum Sitz von seidnem Gras,
    Wo zwischen den Lianen,
    Umsäuselt von Platanen,
    Einst Selmar mit mir sass!

    Noch ist sie mir, die Stelle,
    An jener Schattenquelle,
    Ein...

  •  
    Wonnebebend, süß berauscht von Freude,
    Klopfen lauter unsre Herzen heute
    Im Gefühle namenloser Lust;
    Frohe Ahnung von zukünft'gem Glücke
    Schwebt vor unserm wonnetrunknen Blicke,
    Hebet schneller athmend unsre Brust!

    Denn er kommt (...

  • V

    Das grell und rote Licht der glühen Drähte
    Wob keinen Traum. Die Sünden glänzten schillernd
    Um Mund und nackten Hals. Enttäuschung, Durste
    Und Rausch von Macht und Spähen listiger Pfade,
    Da bloßes Schwert die geraden all besetzt hielt,
    Hatten in voller Schale nah dem Herzen
    Zu Giften sich gemischt. Zischelnder...

  • VI

    Der Abend flog schon nieder in die Täler.
    Des Tages Gold und Glut starb ohne Trauer
    In blaß Umdämmern hin. Wir ruhten schweigend,
    Mein Haupt in deinem Schoß.

    Als dann der ersten Sterne Blau erwachte,
    Ward dir ein neu Gesicht aus frommen Küssen.
    Nannt ich dich Mutter? Nanntest du mich Kind?
    ...

  • VII

    Weißt du: ich möchte meine grausigen Fieber löschen
    In andren Welten;
    Daß doch die Leiden und schwarzen Gestirne all
    Am Lichte zerschellten!
    Aber die Riegel sind fest und aus den Nähen all
    Starren die Kälten.

    Ahnst du: ich schaue aus Herz und Geist stets
    Zum blauen Äther;
    Ich...

  • IX

    Die zarte Knospe schwankte im Mondschein.
    Da rollte Sonne auf. Nun sprang der Kelch
    Der Glut entgegen, und es kochten Säfte
    Und strömte Duft. Als Abend niederkam,
    Umfing in Winden eine andre Zartheit
    Reifer und tiefer glückliches Gewächs.
    (Band 1 S. 382)
    ...

  • X

    Die stürmischen Bahnen
    Hast du beruhigt,
    Wolke, Wolke
    Hüllst du segnend den Zerrissenen -
    Die zuckenden Pfade
    Tauchst du in Milde,
    Wolke, Wolke
    Birgst du die Verklärung.
    Auf silbrigem Flaum
    Gleitet die Sonne,
    Und
    Lichtschwer
    Sinkst du ins...

  • Kennst du die Stunde, da die Waffe sich
    Senkt auf die Brust, und rings das Schweigen stiert? -
    Soviel ich schweife, ich entraffe mich
    Dem Tiefsinn nicht, der sich in mich verliert.

    Nur einen Schritt noch, und es deckt der Tod
    Die Lider mir, ich sinke rücklings um -
    Doch lauert mir der Wächter, grausam...

  • Bist du mir nicht begegnet,
    Dem Knaben, wandernd und verhüllt?
    Wie vieles hat sich nun erfüllt!
    Und du, wie hast du mich gesegnet!

    Nun gehe ich zu Gott
    Und lasse dich zurück,
    Nun kehre ich von Gott,
    Ein Lauterer, zu dir zurück.

    Wenn sich nun alles sagt,
    ...

  • Nach Tages Kampf faßt du die pochende Hand,
    Im letzten Abend stille wandern wir
    Durch das Schweigen und über das schlafende Land
    Besänftigt.

    Bald neigt sich Nacht, neigt sich mein Aug' zu dir,
    Und du erscheinst mir wie Engel vom Himmel gesandt,
    Wie heilige Mutter im Geist erscheinst du mir.
    ...