Auf die Vermählung des Fürsten v. W. mit der Fürstin zu S. S

 
Wonnebebend, süß berauscht von Freude,
Klopfen lauter unsre Herzen heute
Im Gefühle namenloser Lust;
Frohe Ahnung von zukünft'gem Glücke
Schwebt vor unserm wonnetrunknen Blicke,
Hebet schneller athmend unsre Brust!

Denn er kommt (verkündigt's laut ihr Brüder!)
Friedrich grüßt heut' unsre Gegend wieder,
Die ihm nie so schön, wie heute, schien.
Seh't! er kommt, an Friederikens Seite,
Das Entzücken nie empfund'ner Freude
Läßt ihm alle Fluren schöner blüh'n!

Hymen taumelt über ihrem Wagen,
Der, wie Juno's einst, von Pfaun getragen,
Ueber unsre stolzen Thäler schwebt;
Auf der Lahne weißen Silberwellen
Tanzet die Najad', daß Fluthen schwellen,
Die Forelle sich vom Grund erhebt.

Frische Blumenkränze laßt uns streuen
Auf den Weg, den durch gedrängte Reihen
Friederikens Wagen schnell verläßt!
Alle Grazien geh'n ihr zur Seite,
Amor und Cythere feiern heute
Im Olymp ihr schönstes Götterfest.

Tauch' in Gold, o Sonne! deine Stralen,
Wenn sie Friederikens Wangen malen,
Die der Liebe süßes Glück verschönt.
Die Natur stimmt ein in unsre Freude,
Kommt geschmückt im schönsten Feierkleide,
Ihre grünen Locken sind gekrönt; -

Sind gekrönt mit einem Rosenkranze;
Wie sie schwebt in hohem Götterglanze
Ueber unsre bunten Fluren hin!
Ihrem Hauch entströmen Nelkendüfte,
Froher jauchzen Sänger durch die Lüfte,
Durch den Raum des reinen Aethers hin.

Unsre Freude donnre in den Fernen,
Flieh' empor zu des Olympos Sternen,
Wo heut' Friedrichs Ahnherr Wedekind,
Auf den Helm gestützt, bei Wodans Mahle,
Unter Helden trinkt aus goldner Schaale
Trank, der aus Walhalla's Quellen rinnt.

Fürstinn! sei uns tausendmal gegrüßet!
Sieh' die Thräne, die dem Aug' entfließet!
Treuer malt sie unser Hochgefühl;
Leichter wandle heut' der Greis am Stabe!
Froher hüpfe heut' der junge Knabe,
Süßer töne unser Saitenspiel!

Unsrem Jubel, unsrem trunk'nen Blicke
Weicht der Zukunft Vorhang leis' zurücke,
Goldne Tage, Fürstin! warten Dein!
Einst wirst Du, nach spät geschwund'nen Jahren,
Noch im Schmuck' von weißen Silberhaaren
Dich des schönen Bunds der Liebe freu'n!

aus: Elise Sommer Poetische Versuche
Marburg Gedruckt mit Bayrhoffer'schen Schriften 1806

Collection: 
1813

More from Poet

  •  
    Wonnebebend, süß berauscht von Freude,
    Klopfen lauter unsre Herzen heute
    Im Gefühle namenloser Lust;
    Frohe Ahnung von zukünft'gem Glücke
    Schwebt vor unserm wonnetrunknen Blicke,
    Hebet schneller athmend unsre...

  •  
    Tragt mich, ihr Abendwinde!
    Zurück zu jener Linde,
    Zum Sitz von seidnem Gras,
    Wo zwischen den Lianen,
    Umsäuselt von Platanen,
    Einst Selmar mit mir sass!

    Noch ist sie mir, die Stelle,...

  •   Romanze

    So schön, wie die Rose im Morgengold glüht,
    So sanft, wie das Veilchen dem Lenze entblüht,
    An Tugend, an Adel der Seele so reich
    War Hulda, der ersten der Grazien gleich.

    Es liebt' sie ein Ritter, voll Hochsinn und...

  •   Am Vermählungstage meiner Cousine, Adolphine von Bilow
    Sonett

    Selig der, dem reine Herzensgüte,
    Zartgefühl den Busen höher hebt,
    Dem der Thränen seligste entschwebt,
    In des Lenzes wollustvoller Blüthe!

    ...

  •  
    Noch einmal zurück, o ihr Zeiten
    Der wonnigsten süßesten Freuden,
    Vor meinen gesunkenen Blick!
    O! Zauberin Fantasie, male,
    Und führe im glänzenden Strale
    Des Mondes mir Selmar zurück.

    Hier...