Erinnerung! holde Blüte, die kein Frost
Vom Baum des Lebens tückisch streifen kann,
Goldklarer Wein, aus wildem jungen Most! -
Als Gott der Herr den Menschen zürnend stieß
Aus Eden in der Erde dunklen Bann,
Gab er uns dich! - du einz'ges Paradies,
Daraus kein Cherub uns vertreiben kann....
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Weißt Du noch: die Bank am Waldesrande,
als Dein Haupt auf meinen Knieen lag?
Überm ganzen grüngeschmückten Lande
strahlte glückbesonnt der Sommertag.
Tolle Käfer summten durch die Gräser,
still verloren plapperte der Bach.
In dem fernen Wirtshaus machten Bläser
einen altbekannten Opernkrach.... -
Glück der Engel! wo geblieben?
Wo geblieben, schöner Tag,
Als mit unbesorgtem Lieben
Ihre Hand auf meinem Herzen lag?
O sie fühlte jeden Schlag,
Und in jedem lauter Lieben!
Wo geblieben
Glück der Engel, schöner Tag?
(Band 2 S. 287)... -
1785
Schöner herbstlicher Tag, dunkel und schön zugleich!
Welches heimliche Weh, welche Melankolie
Weckt dein traurendes Lächeln
In des Jünglings durchstürmten Brust!
Welk ist jegliches Grün. Jeder Gesang ist stumm.
... -
Man glaubt, daß ich den herben Schmerz vergessen,
Weil keine Thräne mir in's Auge quillt,
Daß nach den Lieben, die ich einst besessen,
Die Sehnsucht nimmer meine Seele füllt!
O sähen sie, die thöricht also denken,
Wenn Nacht und Ruh die Erde rings bedeckt,
Mein Antlitz tief sich in die Kissen senken,
Und... -
Mehr als mich wirst du die Erinnerung lieben,
wenn das lebendige Bild hinter den Schleier entweicht,
wenn nur der schwebende Hauch verwehender Worte geblieben,
wenn dich der letzte Sinn versunkener Blicke erreicht.
Dann werd ich ganz dein alterndes Leben umschließen,
Einsamster unter den Menschen, daß nie deine... -
Wenn ich an die Zeit gedenke,
Wo ich dich geliebet hab',
Ist's, als ob verborgne Gründe
Oeffnete ein Zauberstab.
Mag sich meine Brust umpanzern,
Ach! mich schützt kein Schirm, kein Schild,
Wie durch leichtgewebte Schleier
Dringt hindurch dein süßes Bild.
All' die... -
Hell lacht herab des Himmels lichte Bläue;
Da steigt aus der Erinn'rung Schattenreich
Vor meinem Geist herauf ein Augenpaar,
Ganz Licht und Glanz, ganz Liebe, Güte, Treue,
Wie Frauenauge seelenvoll und weich,
Wie Kinderblick so unschuldsvoll und klar!
Des Liebsten Auge! Süßer, sel'ger... -
I.
Wir weilten in alten Ruinen
Ein junges glückliches Paar,
Mit liebeseligen Mienen,
Das treu verbunden war.
Wir sprachen mit Kuß und Scherzen,
Mit Wonneblick und Thrän
Von unsern seligen Herzen,
Die fester als Burgen stehn! -
Will ich nun wiedersehen... -
Ja, ja! – Ich weiß. – Du weißt. –
Vor neunundzwanzig Jahren –
Wie zärtlich grün wir waren! –
Damals. – Wie dankbar dreist! –
Und brauchte gar nicht mal am Rhein –
Es konnte irgend anderswo,
Vor schwarzen Mauern und auf Stroh
Gewesen sein. –
Weil wir doch wir, und weil wir so –
So...