• Sonst und Jetzt an Selmar.

    Sonst weckte freundlich mich aus sanftem Schlummer
    Dein süßer Kuß, zwar nur im Traum geküst;
    Und frey von jedem Seelenkummer
    Ward jeder junge Tag begrüst.
    5 Jetzt, Selmar, flieht der Gott, den Mohn umkränzet,
    Das Lager, wo mein Auge schlaflos weint,
    Bis mir Aurora’s Purpur glänzet,
    Und Phöbus wieder scheint....

  •      Sorge nie, daß ich verrathe
    Meine Liebe vor der Welt,
    Wenn mein Mund ob deiner Schönheit
    Von Metaphern überquellt.

    5      Unter einem Wald von Blumen
    Liegt, in still verborgner Huth,
    Jenes glühende Geheimniß,
    Jene tief geheime Glut.

         Sprühn einmahl verdächt’ge Funken
    10 Aus den Rosen – sorge nie!
    Diese Welt glaubt...

  • [31] Spätherbst.

    Schon mischt sich Roth in der Blätter Grün,
    Reseden und Astern sind im Verblühn,
    Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
    Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

    5 Und doch (ob Herbst auch)...

  •      Spätherbstnebel, kalte Träume,
    Ueberfloren Berg und Thal,
    Sturm entblättert schon die Bäume,
    Und sie schaun gespenstisch kahl.

    5      Nur ein einz’ger, traurig schweigsam
    Einz’ger Baum steht unentlaubt,
    Feucht von Wehmuthsthränen gleichsam,
    Schüttelt er sein grünes Haupt.

         Ach, mein Herz gleicht dieser Wildniß,
    10 Und...

  • [127]
     Spanische Atriden.

    Am Hubertustag des Jahres
    Dreizehnhundert drei und achtzig,
    Gab der König uns ein Gastmahl
    Zu Segovia im[WS 1] Schlosse.

    5 Hofgastmähler sind...

  • [28] SPHINX

    Sie fanden sie, den Schädel halb zerschlagen,
    in starrer Hand das heiße Rohr von Stahl.
    Die Menge gaffte. – Bis der Rettungswagen
    sie brachte in das gelbe Stadtspital.

    5 Nur einmal hat das Aug sie aufgeschlagen...

  • Hier ligt ein Eichbaum umgerissen,
    Sein Wipfel thät die Wolken küssen,
         Er ligt am Grund – warum?
    Die Bauren hatten, hör ich reden,
    5 Sein schönes Holz zum Bau’n vonnöthen,
         Und rissen ihn deßwegen um.

    O.

  • [26] Sprüche.

     1.

    Nicht Glückes-bar sind Deine Lenze,
         Du forderst nur des Glücks zu viel;
    Gieb Deinem Wunsche Maaß und Grenze,
         Und Dir entgegen kommt das Ziel.

    5 Wie dumpfes Unkraut laß...

  • [18]            Springer.

    (Epilog des Dichters.)

    Kein besser Schachbrett, als die Welt:
    Zur Limmat rück’ ich von der Schelde!
    Ihr sprengt mich wohl von Feld zu Feld,
    Doch schlagt ihr mich nicht aus dem Felde!

    5 So...

  • Spruch des Confucius.

          Dreyfach ist der Schritt der Zeit.
    Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
    Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
    Ewig still steht die Vergangenheit.

    5       Keine Ungeduld beflügelt
    Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
    Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
    Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
    Keine Reu, kein...