• Frage nicht, ob ich dich liebe!
    Laß verschlossen meine Lippe!
    Daß nicht der Empfindung Woge
    Strande an des Wortes Klippe.

    Frage nicht, ob ich dich liebe!
    Lies in meines Auges Spiegel,
    Lies der Aufschrift treue Zeichen,
    Doch nicht brich des Briefes Siegel!

    Frage nicht...

  • O sage nicht, ich sey ein Träumer,
    Der sinnend Feld und Wald durchirrt,
    Auf Trümmern lagernd, wo die Eule
    Mit scheuem Flug mein Haupt umschwirrt.

    Mit bleichen Lippen stets beklagend
    Ein eingebildet ewig Leid,
    Von nahen wilden Kämpfen redend,
    Ein kranker Sohn der kranken Zeit.
    ...

  • O traue nicht der Farbe meiner Wangen,
    Die meines Lebens frühes Abendroth,
    Ein letztes Glüh'n - der Tag ist schon vergangen,
    Bald naht die Nacht und Alles stumm und todt.

    Dann sind verklungen alle meine Klagen,
    Die Augen starr, die deine Schönheit sah'n;
    Doch wenn du hörst im Lenz den Sprosser schlagen...

  • O forsche nicht dem Grame nach,
    Der dumpf auf meiner Seele brütet!
    Leg' deine Hand, sanft auf mein Haupt,
    Und jeder Sturm hat ausgewüthet.

    Dann aus geriß'nen Wolken schaut
    Des Mondes Halbscheid ruhig nieder;
    In meinem Innern ist es Nacht -
    Doch eine stille Nacht ist wieder....

  • Du bist nicht todt, ruhst du im Grabe auch,
    Du lebst für mich - mir bist du nicht geschieden;
    Du schwebst um mich als duft'ger Frühlingshauch,
    Und singst als Nachtigall der Seele Frieden.

    Als schöner Stern, als flüchtig Traumgebild,
    In jeder Blume blühst du mir entgegen;
    Du klingst im Bache, rauschest...

  • Sollt' ich meine Lieb' wie eines sünd'gen Traumes Macht verschweigen?
    Wird der Himmel seine Sterne, Frühling seine Pracht verschweigen?
    Meiner Seele Sterne flammen und ihr Frühling ist erstanden,
    Nimmer will ich was an Licht und Duft ihr ward gebracht verschweigen.
    Mag's die Trauerweide flüstern, mag's die Quelle weiter sagen,
    ...

  •   Die Zeit nicht länger tändelnd zu verschwenden,
    Versuch ich es, vom Fleiß dazu gemahnt,
    Der mühsam Wege der Erkenntnis bahnt,
    Von dir mein Sinnen endlich abzuwenden.

    Denn aufgespeichert hier in dicken Bänden
    Ruht mir ein Schatz von Wissen mancherlei;...

  •   Erreichbar nicht mehr Wünschen, Klagen, Bitten,
    Gingst du dahin – du hast den Weg vollbracht.
    Und gleich dem Wanderer, der in die Nacht
    Hinaushorcht nach verhallend fernen Schritten,

    Eh' sie ins ewig Stille sind entglitten,
    Denk ich dir nach in die...

  •   Erschwere nicht mit tausend Hindernissen
    Die Frage, die auf meinen Lippen glüht!
    Um Antwort dien' ich dir so heiß bemüht,
    Als wär's ein einzig Heil mir, sie zu wissen.

    Und läßt du länger noch sie mich vermissen,
    Du lehrst mich, wie ich sie erkaufen muß;...

  •   In meinem Sinne schätz ich nicht den hohen
    Begriff der Frauen von den Idealen
    Der Männlichkeit, wie sie den Mann uns malen,
    Der zu befehlen liebt und zu bedrohen.

    Ich hasse Augen, die begehrlich lohen,
    Und Mienen, die von Selbstbewußtsein strahlen,
    ...