Schweige still und erkenne:
Niemand ist dein Genoß.
Willst du der Stunde zürnen,
weil sie vorüberfloß?
Hat dich ihr Licht auch verlassen,
war es doch einmal nah'.
Lerne in Demut danken,
daß ein Wunder geschah.
Träumen magst du und sinnen
bauen und hoffen...
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Wer einmal tief aus dem Innern geweint
und aus jubelnder Brust gelacht,
der versteht den Tag, wenn die Sonne scheint,
und die raunenden Schauer der Nacht.
Und wer einen Sonnenstrahl blinken sah
in Augen noch tränenfeucht —
der weiß: Es gibt keine lastende Nacht,
die nicht einem Morgen weicht... -
Ungesagte Worte sind,
die nur Wunsch und Wahn geblieben,
wie ein ungebornes Kind,
das wir sehnend lieben —
Seele, welche Form nicht fand,
heiße Bäche, welche rinnen
ungetrennt und ungebannt
tief nach innen. — (S. 16)... -
Und daß es wieder ein Nachher gibt —!
Diese fragenden Räume und leeren Zeiten
und die plötzlich verzerrten anderen Seiten
an allem, was man um eines geliebt!
Daß man wieder steht an verschlossenen Pforten
und Hunger leidet im Überdruß —
Oh, daß man nachher noch leben muß
mit dem grellen Hohn... -
Ich habe die Sonne gefragt:
"Was wirst du mir heute geben?"
Wach' auf! Wach' auf! Es tagt!
Schaffen sollst du und leben
und fragen nicht!
Ich habe die Vögel gefragt,
die mir das Taglied singen:
"Was wollt ihr mir heute bringen?"
Wir haben es uns erjagt... -
So beginnen Ewigkeiten — —
Wenn von herbstdurchbebten Bäumen
still die Blätter niedergleiten,
wenn in blauen Sehnsuchtsweiten
eines Vogels Lied verweht — —
Wenn ich tief in deinen Augen
deine reine Seele grüße
und wir dann im Sonnensinken
wortlos betend heimwärts schreiten — —... -
Führte zu dir mich des Zufalls Spiel,
oder war es ein Gott mit Willen und Ziel?
Ich mag nicht fragen; ich weiß es nicht.
Doch in meiner Stube war so viel Licht,
als wär’ von den Abendwolken allen
die rosigste just herniedergefallen,
und es war ein Klingen fern und nah’,
und eine längst... -
Senke mir die Rosenkrone
tief in meine Stirne. —
Sehnsucht ließ zu dir mich finden
und den fernen, müdgetäuschten,
lieben, dummen Kinderglauben
hast du wachgerufen —
du — —
wie zuweilen noch die Sonne
eine Apfelblüte zaubert
spät im Herbst.
Oh... -
10.
Ich möchte wohl solch eines reinen Knaben
Verschwendend ersten Liebesjubel haben
Und seine glückgeschwellten Lippen küssen,
Die noch von Frauenmund und -Leib nichts wissen.
Behutsam hielte ich die volle Schale
All seiner Zärtlichkeit in scheuer Seele,
Daß nicht zu früh und nicht mit... -
11.
Der Wegrain blüht; die goldnen Königskerzen
Umdrängen still und stolz den alten Zaun,
Und all der Malven offne Blütenherzen
Sind wie ein liebes Wunder anzuschaun.
Die Glockenblumen öffnen ihre Tüten
Und nicken, lächeln zärtlich und entzückt,
Weil lechzend tief in ihre jungen Blüten...