[21] An den Leser
Du, dem kein Epigramm gefällt,
Es sei denn lang und reich und schwer:
Wo sahst du, daß man einen Speer,
Statt eines Pfeils, vom Bogen schnellt?
[21] An den Leser
Du, dem kein Epigramm gefällt,
Es sei denn lang und reich und schwer:
Wo sahst du, daß man einen Speer,
Statt eines Pfeils, vom Bogen schnellt?
An den Liebling bey dem Heere. Im fremden Namen.
Wo bleibt mein Freund? Wo strahlen seine Blicke
Von edlem Ehrgeiz angeglüht?
Wo bleibt er, daß ich an mein Herz ihn drücke,
Das ihm so heiß entgegen flieht?
5 Er kömmt! er kömmt! ich fühl’s; – denn unter allen
Erles’nen Helden seiner Schaar,
Seh’ ich die weiße Feder stolzer wallen,
Die...
An den Mann der Liebe.
Süßer Liebling! Dich nur zu erblicken
Ist der Wunsch, der meine Seele füllt,
Jeder Puls schlägt feuriges Entzücken
Wann der Zufall diese Sehnsucht stillt.
5 Und doch bist du immer mir zugegen,
Wann dich gleich mein Aug’ und Herz vermißt:
Ungeduldig schelt’ ich dann den trägen
Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist...
[167] AN DEN MANN IM SPIEGEL
Du bist ein krummer, dummer Hund!
Und hast es doch so gut gehabt,
Bist gar nicht reich und bist gesund,
Auch großenteils nicht unbegabt.
5 Du altes Schwein im...
[8] An den Marull.
Groß willst du, und auch artig seyn? *)[1]
Marull, was artig ist, ist klein.
An den May.
Holder Schöpfer süßer Triebe,
Junger wonnereicher May!
Glück und Hoffnung und die Liebe
Sind in dir mir ungetreu.
5 Nie wird dieses Herz empfinden
Deiner Wonne Seligkeit:
Reiz und Jugend sah ich schwinden
Vor der uns bestimmten Zeit:
Denn der Gram gab ihnen Flügel;
10 Und sein Mehlthau traf das Herz.
...
Füllest wieder Busch und Thal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
5 Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Ueber mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
10 Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
In der...
[69] An den Schlaf.
Der du mit deinem Mohne
Selbst Gotteraugen zwingst,
Und Bettler oft zum Throne
Zum Mädgen Schäfer bringst,
5 [...
An den Schlaf.
Gott des Schlafes, Freund der Ruh,
Dessen dunkle Schwingen
Uns in sanftem, süßem Nu
Zu den Auen bringen,
5 Die ein schöner Licht erhellt,
Wo in einer andern Welt
Harmonieen klingen.
Freund der Menschen, holder Gott!
Unser halbes Leben
10 Ward, dem Ungemach zum Spott,...
O gutes Grün, wie sprichst du mich zärtlich an,
Wie heilig schweigst du von dem Geheimnisse.
Du letzter Schmuck der armen Mutter,
Die ihren Schoß mit der Söhne Blut färbt.
5 Daß du zugleich bist und daß mit dir zugleich
Der Wille lebt, an dem eine Menschheit stirbt —
Ach, irdisch Unmaß! und dir wird nicht
Fahler...