• Die Schöne:
    Leicht gesagt ist: seid nicht grausam!
    Doch wenn sechs um Eine frein,
    Muß da nicht das arme Seelchen
    Gegen fünfe grausam sein?

    Der Dichter:...

  • Diesem blühenden Orangenbäumchen,
    Gönn' in deinem Zimmer ihm ein Räumchen:
    Dann umduftet's dich mit lieben Träumchen.

    Hat doch so ein Blütchen abgebrochen
    Einst beredter als ein Mund gesprochen,
    Wunden heilen die der Blick gestochen.

    Ja du denkst vergangner Zeiten heute,
    ...

  • "Amor, Amor," sprach Minerva,
    Auf ihr Knie den Knaben hebend,
    Ihm die Rosenwangen streichelnd,
    "Laß von deinem blinden Willen,
    Nimm doch meinen klugen Rath an!"
    Aber in den Wind schlug Amor,
    Glitt herab von ihren Knien:
    "Wenn mein Wille dir nicht behaget,
    So gefällt dein Rath mir auch nicht...

  • Heute sah ich Amorn schweben
    In der Luft, am lichten Tage,
    Um ihn eine Schaar von Träumen,
    In dem hellsten Sonnenglanze!
    Er durchflog die bunten Reihen,
    Als ihr König und Gebieter,
    Sprach mit diesem und mit jenem,
    Diesen dahin, jenen dorthin
    Sandt' er aus nach allen Winden. -
    Amor...

  • Denkt euch, neulich fand ich Amorn
    Ganz unschuldig und ganz harmlos
    Unter Blumen fest entschlummert,
    Wie ein Käferchen die Flügel
    An den Rücken dicht geschlossen.
    Und ich schlich hinan und raubte
    Ihm den Bogen und den Köcher
    Mit den unheilvollen Pfeilen.
    Als ich sie nun hielt, die Waffen,...

  • Bacchus zog den Amor schmeichelnd
    Zu sich nieder, ließ ihn naschen
    Von dem süßesten Most, und bat ihn
    Um ein Weib voll Lieb' und Anmuth.
    Lange ließ der Knab' ihn bitten,
    Wand sich dann aus seinen Armen:
    "Ei doch, sieh doch, guter Bacchus!
    Wie du prahlst! im Rausche singend,
    Dein sei dieses...

  • Bei den Flügelchen hatt' ich Amorn,
    Gleich dem Schmetterling, gefangen,
    Schloß in einen ehr'nen Käfig
    Ihn, der flattert' und sich sträubte!
    "Sieh, nun trag' ich dich nach Hause,
    Da ich endlich dich erhaschte!
    Wie ein Vogel sollst du singen,
    Wenn ich ruhe mich ergötzen!" -
    Als ich kaum dieß...

  • Amor sprach, mein Kinn erhebend:
    "Laß die Rose doch den Bienen,
    Daß sie, in den süßen Kelch sich
    Tief einwühlend, Honig suchen,
    Laß die Schmetterlinge naschen.
    Eine Blum' aus meinem Garten,
    Die auf Silberfüßen herschwebt,
    Will ich in den Arm dir geben.
    Sieh doch an dein liebes Mädchen!...

  •  
    Ich hab' ein heißes junges Blut,
    Wie ihr wohl alle wißt,
    Ich bin dem Küssen gar zu gut,
    Und hab' noch nie geküßt;
    Denn ist mir auch mein Liebchen hold,
    's war doch, als wenn's nicht werden sollt':
    Trotz aller Müh' und aller List
    Hab' ich doch...

  •  
    Im ganzen Dorfe geht's Gerücht,
    Daß ich um Greten freie;
    Sie aber läßt das Tändeln nicht,
    Die Falsche, Ungetreue!
    Denn Nachbar Kunzens langer Hans
    Führt alle Sonntag' sie zum Tanz
    Und kommt mir ins Gehege.
    Man überlege!
    ...