• Ich ging mit Dir so eng vereint im frischen Schnee,
    der wie ein Blütenfallen auf uns kam
    und fiel und fiel und tröstend von uns nahm
    den Lärm der Welt, das eigne Weh -
    ich ging mit Dir.

    Ich ging allein den Weg zurück im weichen Schnee
    und sah die Spuren noch von unsern Füßen,
    schon halb...

  • Dunkler glühen rote Rosen
    vor dem Schmelz der blanken Brüste,
    spiegeln sich im weißen Leib -
    täglich leg ich rote Rosen,
    die aus meinem Blute blühn,
    auf die Schale Deines Wartens -
    aus den Wunden schmeichelnd weicher,
    tödlich blasser Abendstunden
    brech ich brennend rote Rosen. -...

  • Volle Schalen sah ich stehen,
    flossen über ineinander,
    ließen ihren Segen strömen.
    In der Mitten
    stieg der Strahl,
    frisch und leicht,
    Höhen sehnend,
    leise plätschernd
    sank er nieder,
    schwer und müde:
    und die Schalen flossen über,
    immer tiefer
    ...

  • Und jeden Tag geb ich in Deine Hände
    Dir meine Seele dankesfroher hin
    und weiß: mich zu verlieren, ist Gewinn,
    weil ich mich nur in Deinem Licht vollende.

    Daß ich so ganz mich täglich zu Dir wende,
    ist, weil ich sonst nur eine Summe bin
    von Taten und Gedanken ohne Sinn
    und überall ein Anfang...

  • (Widmung zu Elisabeth Browning Sonetten,
    übertragen von R. M. Rilke)

    Ich weiß nur eines - diese bangen Lieder,
    die langsam aus dem dunkel-kühlen Bronnen
    der reinsten Seele goldklar und versonnen
    aufsteigen...

  • Du

    Es ist im tiefsten Grunde doch nur Du,
    nach der sich meine Nächte bangen,
    nach der die Tage hastig langen;
    und wenn des Dämmerns weiche Arme mich umfangen -
    es ist im tiefsten Grunde doch nur Du. (S. 5)

  • Wie ein Seemann seine Netze
    nieder senkt zum Meeresgrund,
    sinken langsam meine Lieder
    Dir in Deine Seele und
    finden dort erst ihre volle,
    heißersehnte große Fülle;
    wunderliche goldne Fische
    fangen sich in ihrer Hülle.
    Steigt's dann schluchzend aus der Tiefe,
    gleitet schlängelndes...

  • Aus diesen Tagen, reich an roten Rosen,
    spannt Glut und Duft zu Dir den hohen Bogen,
    zu Deiner weißen, stillen Lagerstätte:
    es glitzern seltne Tränen wie Rubinen,
    Sehnsüchte wandeln drauf gleich Saraphinen
    und tragen in den silbernen und losen,
    weitfaltigen und schimmernden Gewändern,
    die goldbrokatne...

  • Ich liebe Dich mit Deinen tiefen Augen,
    so tief wie Waldes Dämmerdunkel,
    wenn silberhelles Mondgefunkel
    sich über weiße Wiesen legt.

    Ich liebe Dich mit Deinen tiefen Augen,
    so tief wie Waldsees schwarzer Grund:
    der Abendstern schwimmt träumend - und
    die Fläche kaum sich atmend regt....

  • Zärtlich weiße Chrysanthemen
    freuen sich vor rötlich-braunen Blättern,
    sind wie Ostertage nach der Trauer.
    Zärtlich weiße Chrysanthemen,
    welche Licht und Dunkel nehmen
    wie ein seidnes Kleid in warmen
    Armen eines roten Sessels,
    scheinen Wunder zu bedeuten:
    ihre feinen Blütenblätter, die sich...