• OFT, wenn die Abendsonne sinken will,
    stehn kühle, schwarze Schatten um mich her.
    Sie sind sehr finster, und sie sind sehr still,
    durchsichtig sind sie, doch sie sind so schwer,
    daß, wenn sie ihren Reigen um mich ziehen,
    die Erde zittert. Und ich kann nicht fliehen:
    Gleich einer Mauer ragen sie und strecken...

  • FÜR dich, für dich nur, hab ich eingesammelt,
    was mich mein Leben Schönes finden ließ,
    und was in trunknen Stunden ich gestammelt
    von Liebe, galt nur dir, denn dich verhieß
    ein Ahnen mir, längst eh ich dich gekannt.
    Nun fand ich dich — und du kommst nie zu mir.
    Und doch ist meiner Seele eingebrannt
    ...

  • UND hätt ich ein Mal nur dein Herz gehabt,
    hätt ich es eine Stunde nur besessen,
    und hättest du nur ein Mal mich gelabt
    mit süßem Troste: nie könnt ich's vergessen!
    Ich würde blühen wie ein Frühlingsbaum,
    im Herbste würd' ich goldene Früchte tragen
    und würde hoch ob allen Menschen ragen
    und würde glühen...

  • NUN kommt die Nacht und winselt wie ein Tier,
    das keine Ruhestätte finden kann.
    Und niemand kommt und streichelt es zur Ruh.
    Aus dunklen Winkeln springt der Wahnsinn auf
    und lacht und läuft in irrem Lauf
    und kommt zu mir.
    Und ich bin wie die Nacht — —
    und wie ein Tier — — —
    und niemand kommt...

  • NICHTS ist die Liebe, nichts als jener Tod,
    das große Sterben, das in jäher Glut
    im Herbste aufflammt, gelb und purpurrot.
    Lieben heißt reif sein, reif sein aber gut
    zum Sterben, denn so will's der Schöpferwille.
    Wenn unsre Kräfte strömend überfließen
    und alle unsre Brünste sich ergießen,
    sind gleich der...

  • IN jedem deiner Worte kann ich's lesen:
    Du bist nicht mehr, nein, du bist schon gewesen!
    Nicht daß dein Frühling ging und fast dein Sommer schwand,
    nein, dies ist nichts! Dem Leben abgewandt
    steht mancher, ehe er sein Leben lebte
    und ehe ein Mal ihn die Glut durchbebte,
    die Liebe heißt, und ehe er entbrannt...

  • DIE bunten Blumen heiteren Übermutes,
    die auf der Maienwiese meines Lebens sprossten,
    sind alle nun verschwunden.

    Lachend kamst einst du des Weges daher
    und pflücktest meine Blumen und bandest sie
    zu leuchtendem Strausse.

    Doch keine Labung reichtest du den Dürstenden;
    im Glühen...

  • DOCH ich will meiner Leiden König sein
    und meiner Schmerzen Herrscher, will mich so kastei'n,
    daß mir das Blut aus allen Poren dringt.
    Hörst du ein Stöhnen, gehe ruhig weiter,
    und spotte meiner, sei ganz heiter,
    und denke lächelnd: Sieh, er singt! (S. 20)...

  • UND ich will so geduldig sein,
    wie nie ein Mensch es war,
    und will auf deine Liebe warten
    so Jahr um Jahr,
    auf deiner Liebe Sonnenschein.
    Und nichts soll mich von meinem Ziele wenden,
    zu tragen dich auf nimmermüden Händen,
    und dich, nur dich, zu lieben ohne Enden....

  • EIN namenloses Grauen fällt mich an.
    Ich habe Furcht. Bin ich denn noch ein Mann?
    Ich habe Furcht, ich werde sterben müssen,
    in jeder Faser fühle ich den Tod
    und träumte doch so wild von heißen Küssen.
    An deinem Mädchenmunde wollt' ich zitternd hängen
    und meiner Seele Flammen ganz in deine drängen.
    Und...