• Erinnerung! holde Blüte, die kein Frost
    Vom Baum des Lebens tückisch streifen kann,
    Goldklarer Wein, aus wildem jungen Most! -
    Als Gott der Herr den Menschen zürnend stieß
    Aus Eden in der Erde dunklen Bann,
    Gab er uns dich! - du einz'ges Paradies,
    Daraus kein Cherub uns vertreiben kann....

  • Wie schwül die Nächte sind und sehnsuchtsbang'! -
    Zuweilen weht zu mir in weicher Luft
    Von Lenzwindtosen ein verlorner Klang -
    Von Lenzwindblüten ein verwehter Duft;
    Dann schluchz' ich auf - und weiß - und weiß gewiß:
    Daß heiß dein Herz nach meinem Herzen ruft. (S. 13)...

  • Ich lebe noch und ich singe noch!
    Der Tag ist noch sonnig - die Welt noch weit!
    Vom stolzen Nacken warf ich das Joch -:
    Grausamer Liebe Leid.

    O Königin, vor der ich gekniet,
    Deine Kette brach ich mit fester Hand,
    Nun sing' ich dem Sturm ein wildes Lied
    Vom Strom, der versiegte im Sand;...

  • Nun sank die Flackerglut zu Asche,
    Des Bergstroms Stürzen ist gedämmt -
    Das Herz, das wilde, heiße, rasche,
    Zu ruhigem Schlage nun gehemmt.

    Wie still die Welt! - Die Vögel sangen
    Sonst süßer - grüner war das Feld.
    Von Schlafestrunkenheit umfangen
    So schwül, so müde ruht die Welt....

  • Ich wollt' das Glück erwarten,
    Es blieb so lange aus -
    Verdorrt war längst der Garten,
    Tief lag im Schnee das Haus.

    Die dunklen Wolken drohten,
    Ich lag und träumte schwer.
    Fahl über'n Himmel lohten
    Die roten Blitze her.

    Hab' einen Ruf vernommen,
    Die Arme...

  • I.
    Mein Mädel gab den Laufpaß mir,
    Will einen andern lieben -
    Kein Thränlein fiel auf das Papier
    Drauf zierlich sie mir's geschrieben.

    Lenzsonne lachte ins Gemach
    Und auf den Brief hernieder -
    Die Schwalben zwitscherten am Dach
    Und bauten ihr Nest sich wieder.
    ...

  • Sehnsucht - breite die Flügel aus,
    Trag' mich hinüber nach seinem Haus!

    Trankst ja mein Herzblut so manche Nacht,
    Wuchsest empor in blühender Pracht.

    Raunst und flüsterst nun Nacht und Tag,
    Jagst mir des Herzens fiebernden Schlag -

    Weckst mir des Jammers stürzende Flut,...

  • Melodie der Seele, töne,
    Töne nach, mein Lautenschlag!
    Eines ganzen Sommers Schöne
    Reifte mir ein einz'ger Tag.
    Fern der Sommer, fern die Landung,
    Hoch das Haupt, du treuer Muth!
    Eines ganzen Lebens Brandung
    Ueberglüht die eine Glut.
    Hat mich einst ein einzig süßes
    Theilchen Zeit...

  • Die weiße Frau ist mir erschienen
    Im wachen Traume geisterklar;
    Dein Lächeln war's und deine Mienen,
    Dein Frühlingskleidchen und dein Haar.

    Zum Sterben soll es Dem bald läuten,
    Dem solches Zeichen sich enthüllt.
    Umsonst; wozu aus Träumen deuten,
    Was schon im Leben ist erfüllt?
    ...

  • Nicht weil du schön bist wie die Frühlingsnacht,
    Geheimnißathmend im Nebelglanz -
    Nicht weil du wandelst wie das Morgenroth,
    Unhörbar schreitend dem Tag voraus -
    Nicht weil deine Stimme tönt wie Harfenklang
    Von ferner, glücklicher Sagenzeit,
    Nein, weil die Seele dir im Auge ruht,
    Die Sehnsucht, Jubel,...