• O kleine Kammer, einst ein sichrer Hafen,
         Wenn mir am Tag gestürmt des Lebens Welle,
         Jetzt bist du Stille nächt’ger Thränen Quelle,
         Die mir am Tag im Auge schüchtern schlafen.

    5 O Bette, wo ich einst so sanft geschlafen
         In so viel Kummer - ach! mit Thränen schwelle
         Ich jetzt der Kissen liebe Ruhestelle,
         Seit mir...

  • Der Herrscher, den nicht hemmt in seinen Siegen
         Verbergen, wehren, oder eilig fliehen,
         Ließ mir, weil ich bezaubert sollt’ entglühen,
         Ins Herz den schärfsten Pfeil der Liebe fliegen.

    5 Wohl mußt’ ich schon dem ersten Streich erliegen,
         Doch weiter gieng sein grausames Bemühen,
         Denn auch des Mitleids Pfeil sah ich ihn ziehen,...

  • Wie bangt mein Geist, wenn er des Tags gedenket,
         Wo Lauren ich verließ in ernstem Sinnen,
         Mit ihr mein Herz — mein einziges Beginnen
         Ists nun, daß dahin sich mein Auge lenket.
     
    5 Bey schönen Fraun, das Antlitz sanft gesenket,
         Stand sie und hieß der andern Reiz zerrinnen.
         Nicht froh, nicht trauerroll war ihr Beginnen,...

  • Entfernet pflegte sie mir Trost zu bringen,
         Denn träumend sah ich himmlische Gesichte —
         Jetzt schreckt sie mich, jetzt macht sie mich zu nichte,
         Und stets muß ich mit Angst und Schmerzen ringen.

    5 Mir scheints, daß Schmerz und Mitleid sie durchdringen,
         Sie mischen sich auf ihrem Angesichte,
         Ich hör’ ein Wort von mächtigem...

  • O unglücksvolIes, schreckliches Gesicht!
         So soll denn vor der Zeit das Licht verschwinden,
         Das, Hoffnung mir im Busen zu entzünden,
         Des Leidens Nacht mit goldnem Strahl durchbricht.

    5 Doch sollte sich nicht solch ein groß Gerücht
         Durch andre Boten, durch sie selbst verkünden?
         Auf Wahrheit kann die Ahndung sich nicht gründen —...

  • Ihr Frau’n, die ihr nach hohem Rufe ringet,
         Den Sinn und Kraft und Herzensadel gründet,
         Schaut nach der Feindinn, die mein Herz entzündet,
         Und die der Ruf mir zur Geliebten bringet.

    5 Wie man empor zu Ehr’ und Gott sich schwinget,
         Wie Liebreiz sich mit Ehrbarkeit verbindet,
         Lernt dort — wie man den Weg zum Himmel findet,...

  • Ihr Augen, unsre Sonn’ ist nun verschwunden,
         Doch nein, sie stieg, sie glänzt an Himmelshöhen,
         Dort sehn wir Sie einst, dort will sie uns sehen,
         Und klagt vielleicht, daß wir noch hier gebunden.

    5 Ihr Ohren, ihre Rede hat gefunden
         Den Weg zu ihm, der ganz sie kann verstehen —
         Ihr Füße, nie könnt’ ihr mehr zu ihr gehen,...

  • Dort wohnt sie, seufz’ ich, seh’ ich nun Auroren
         Die Rosenstirne neigen zu den Fluthen,
         Und Amor kommt, heißt neu die Wunde bluten,
         Und neu wird dann in mir der Schmerz geboren.
     
    5 Wohl Titon dir, es bringen stets die Horen
         Die Gattinn dir zurück in Rosengluthen.
         Doch wohl weiß ich’s, erst muß mein Herz verbluten,...

  • Die Augen, die ich stets so heiß erhoben,
         Der Fuß, das Angesicht, der Arm, die Hand,
         Die zaubernd aus mir selber mich verbannt,
         Und aus dem Kreis der Menschen mich gehoben;

    5 Das Lockenhaar, aus lauterm Gold gewoben,
         Das Engelslächeln, das wie Blitz verschwand,
         Dieß schuf zum Eden einst dieß Erdenland,
         Jetzt ist’s...

  • Die Zeit entfloh, wo in der Flammen Nagen
         Die Freud’ um mich den sanften Arm geschlungen;
         Sie ist entflohn, die ich beweint, besungen,
         Doch ließ sie mir die Schmerzen und die Klagen.

    5 Der Heilgen Anblick muß ich nun entsagen,
         Doch fliehend hat ihr Blick mein Herz durchdrungen —
         Mein war’s einst — jetzt hat sich’s ihr...