56.

56.
Muß ich nun schlafen gehn
Mit meinen Schmerzen,
Daß deinem Herzen
Andere näher stehn,

Will ich auf Liebe
Nimmermehr bauen,
Nimmer und nimmermehr
Schwüren vertrauen....

Poet: Gisela Etzel
57.

57.
Dies Tal, zu dem ich meine Schmerzen trug,
Das grünen Trost in müde Augen gab,
Um wildes Herz den milden Mantel schlug /
Das sei nun allen Leidens dunkles Grab.

Auch Weh hat Grenzen! Schrei und Träne sind...

Poet: Gisela Etzel
58.

58.
Nun weiß ich dies: daß Leben Sterben heißt,
Den Tod vor Augen langsam zu ihm gehen,
Bis hoch zum Herz in Sorgenmeeren stehen,
Tief unter Wolken, die kein Glück zerreißt.

Nur hell ein Geierpaar, das stetig kreist...

Poet: Gisela Etzel
59.

59.
Im Herbsten gibt es starre Stunden,
Die schauen mich so wissend an,
Und meine sieben Herzenswunden
Sind weit vor ihnen aufgetan.

Und bluten still und ohne Ende
Und bluten alle Schmerzen aus...

Poet: Gisela Etzel
5.

5.
Giocondo wartet, daß ich Liebe bringe /
Er geht, vom eignen Werte überzeugt,
Des Tages Gang und wartet ungebeugt.
Geschenke bringt er oft: Juwelen, Ringe

Und Tand, wie er wohl früher Frauen brachte.
...

Poet: Gisela Etzel
60.

60.
Noch flammt der Garten in so buntem Blühen,
Als läg er tief in süßem Sommerglück,
Noch hält die Luft viel schwülen Duft zurück,
Und Sonnenstunden gibt es noch, die glühen.

Und doch liegt alles wie in Bann...

Poet: Gisela Etzel
61.

61.
Starr und staubig ziehen rings die Straßen
Durch die graue, tote Landschaft hin,
So vergrämt, als ob sie ganz vergaßen,
Daß ich hier in Glück gewandelt bin.

Ihre einst so blühend bunten Hecken
Zürnen...

Poet: Gisela Etzel
62.

62.
Du Wiege meiner Schmerzen,
Du sollst nun stille stehn,
Nicht mehr mit andern Herzen
Im gleichen Takte gehn.

Du lagst in tiefen Gluten
Und manchem hohen Rausch /
Und mußt du drum verbluten...

Poet: Gisela Etzel
63.

63.
Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn....

Poet: Gisela Etzel
6.

6.
Es ist nicht Sitte, daß ein Weib es wage,
In ein Sonett ihr Fühlen zu ergießen,
Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

Und daß ich doch nun so in Versen sage...

Poet: Gisela Etzel